Heiligenhaus. . Die Jugend von heute hört keinen Jazz? Kann schon sein, muss aber nicht so bleiben – die Dutch Swing College Band zeigt den IKG-Schülern beim Projekt „Jazz at the college“ die gesamte Bandbreite dieser pulsierenden Musik. Einigen gefällt’s sogar gut.

Klar, der Mann am Kontrabass hat den Swing – der Trompeter auch, ebenso der Saxophonist. Und erst recht der Schlagzeuger, genau genommen von allen sogar am meisten. Keine Bedenken gibt’s auch beim Klarinetten- und Banjospieler. Die Frage, ob die Musiker, die da oben auf der Bühne der IKG-Aula stehen, den Swing haben oder nicht, lässt sich bei jedem Ton mit „Ja“ beantworten. Nicht einmal, sondern gleich in sechsfacher Ausführung.

Und wenn man genau hingesehen hat, haben sich auch ein paar ihrer Zuhörer anstecken lassen. Einige Schüler auf den Sitzen wippen mit dem Fuß, andere klopfen im Takt mit der flachen Hand auf ihren Schoß, einer hat sogar ein imaginäres Schlagzeug vor sich und bearbeitet dieses intensiv. Also hat das Projekt „Jazz at the college“ wohl Schule gemacht am Kant-Gymnasium.

Dass die sechs Musiker der Dutch Swing College Band rund 500 Schülern in Heiligenhaus Jazz, Swing und Blues näher bringen sollen, hat sich der Mülheimer Jazzclub so ausgedacht und das Projekt initiiert. Und nach dem gestrigen Auftritt kann getrost gesagt werden: Es schwingt schon ganz gut durch die Stadt. Zwar sind Jazz-CDs nicht das Erste, wonach Jugendliche in den Kaufhaus-Regalen schauen, viele lauschen aber doch interessiert, als ihnen Klaus Wegener die Instrumente erläutert und etwas zur Geschichte von Swing und Blues erzählt. Und das Beste: Bei der Musik können die Schüler sogar mitmachen. Während sich einige lieber ihrem i-Pod widmen („Ist ganz okay, aber wir hören eher Aktuelles aus den Charts“, sagen zwei Mädels, denen das Konzert aber immerhin lieber ist als normaler Unterricht), stehen Alexander Krumbeck (11), Jan-Hendrik Bogen (15) und Tim Kamrad (16) plötzlich mit Trompeten und Gitarre auf der Bühne. „Phantastisch, was sie aus ihren Instrumenten herausholen können“, schwärmt Jan-Hendrik, und Tim ergänzt: „Ziemlich cool, ich hätte gerne noch länger zugehört.“

Aula wird zur Carnegie Hall

Jetzt wissen die Jugendlichen aber, dass eine Trompete mit Dämpfer davor schon mal klingen kann wie ein singender Frosch, der gerade ein paar Runden in der Waschmaschine verbracht hat. Und dass ein Solo von Drummer Anton, bei dem sich die IKG-Aula mit etwas Phantasie in die New Yorker Carnegie Hall verwandelte, wo Gene Krupa 1938 schier Unfassbares am Schlagzeug vollbracht hat, echt anstrengend ist. Und so gilt am Ende nicht nur für die Musiker, sondern auch für einige IKG-Schüler: Sie haben definitiv den Swing.