Heiligenhaus. . Das Nichtrauchergesetz ist ein Grund, warum immer mehr Mitglieder der Griechischen Gemeinde ihrem Vereinssitz an der Hauptstraße fern bleiben. Ein Gespräch mit Fotios Bournas.
Plätze gibt es reichlich in dem Raum der griechische Gemeinde, die ihr Domizil an der Hauptstraße hat. Die Tische sind nett mit Decken und Kerzen dekoriert. Es gibt sowohl Stühle als auch eine Couch, ein großer Fernseher und eine Musikanlage lassen darauf schließen, dass hier Fußball geschaut und Feiern abgehalten werden.
An der Wand im hellen Gelb lassen Bildmotive aus Griechenland Heimatgefühle aufkommen. „Ja, das ist die Akropolis – und hier unsere schönen Inseln. . .“, sagt Leonidas Efthimiadis und lächelt. Schon seit Anfang der 1970er Jahre lebt er in Heiligenhaus. „Ich kenne alle Griechen hier, von klein auf.“ Viele, die mit ihm hierher kamen, sind nun Rentner. Sie haben Heiligenhaus den Rücken gekehrt oder leben doch zumindest die meiste Zeit wieder in der alten Heimat.
30 bis 40 Familien wohnen noch hier, weiß Fotios Bournas, Vorsitzender der Griechischen Gemeinde. „Und es werden immer weniger.“ Das bereitet ihm viele Sorgen. Denn die Zahl der Mitglieder der Gemeinde sinkt. Momentan zählt er 70 Mitglieder, und das Alter der meisten ist zwischen 30 und 60. „Die Jüngeren haben andere Interessen, die Älteren ziehen fort.“
Die Einnahmen aus den Mitgliedsbeiträgen schwanken oft. „Weil viele ihren Verwandten in Griechenland Geld schicken, ist der Geldüberschuss für die Gemeinde nicht mehr wie früher vorhanden“, sagt der 42-Jährige. „Früher hat man auch ab und zu mal was unternommen, zum Beispiel eine Fahrt nach Belgien.“
Finanzielle Hilfe vom griechischen Mutterstaat gibt es für die Heiligenhauser Griechen keine, „denn wir sind keine politische Gemeinschaft, das haben wir damals beschlossen“, sagt Bournas. Das war im Jahr 2000. Lange Jahre hätten eben politische Differenzen die griechischen Migranten am Ort entzweit, „das wollten wir nicht mehr“.
Es gibt eine Tanzgruppe und eine Frauengruppe. „Die Kinder haben früher oben getanzt, aber seitdem wir den Raum nicht mehr finanzieren können, tanzen sie unten“, sagt Bournas und erläutert: „Es ist ein sehr großes Problem, dass wir wegen unserer Vorschriften außer den Mitgliedern kein anderes Publikum haben dürfen. Der Besuch der Gemeindemitglieder ist nämlich um die Hälfte zurückgegangen, seitdem es das Nichtrauchergesetz gibt.“ Das liege an der Mentalität. „Wenn man eine Kleinigkeit isst, trinkt oder auch wenn man feiert, rauchen die Griechen eben.“ Einige Einnahmen bringe zumindest der Stand auf dem Stadtfest. „Wenn es das Stadtfest nicht gäbe, dann wären wir schon längst untergegangen.“
Was also tun? Bis Jahresende, so Bournas, werde man nach einer Lösung suchen. Er könne sich vorstellen, die Gastronomie abzugeben. „Der Pächter kann dann frei entscheiden, auch anderes Publikum zu bedienen.“ Einen Treffpunkt, um gemeinsam die Nationalfeiertage oder Weihnachten zu feiern, werde es aber weiter geben. Nur den Ouzo, den werde dann eben ein anderer hinter dem Tresen ausschenken, hofft Fotios Bournas.