Heiligenhaus. . Der Flughafen Düsseldorf will wachsen. Mehr Starts und Landungen würden auch über Heiligenhaus führen. Die Deutsche Flugsicherung sagt, die Mehrbelastung wäre gering.

Fluglärm und Wirtschaftsfaktor – zwischen diesen beiden Eckpunkten dürfte sich die Diskussion bewegen, die jetzt auch die Heiligenhauser Politik erreicht hat: Der Flughafen Düsseldorf will mehr Starts und Landungen über seine Bahnen führen. Maximal 45 sind es zurzeit pro Stunde, auf 60 soll dieser Höchstwert steigen. Zu den Spitzenzeiten zwischen 7 und 8, 10 und 12, 13 und 14 sowie 17 und 20 Uhr sollen also bis zu einem Drittel mehr Flugzeuge den Himmel über Düsseldorf überqueren – und damit zum Teil auch Heiligenhaus.

Michael Fuhrmann, Sprecher der Deutschen Flugsicherung (DFS), relativiert Befürchtungen um steigenden Fluglärm: „Ein Flug von 600 Maschinen am Tag geht über Heiligenhaus.“ Jedenfalls bei Westwind, und der herrsche zu 70 Prozent. Dann würden die meisten Anflüge südlich im Bereich Mettmann/Wülfrath geführt und auf Höhe Baldeneysee zum Landen eingedreht.

Die mögliche höhere Lärmbelastung Heiligenhaus’ hängt vom Wind ab, denn, so Fuhrmann: „Gestartet und gelandet wird gegen den Wind.“ Bläst er aus Osten, fliegen nach dem Start etwa sechs Jets pro Tag direkt über das Stadtgebiet. Südöstlich von Hetterscheidt aus Richtung Wülfrath sind es allerdings 110 Flieger, die täglich an Heiligenhaus vorbeiziehen, das aber in beträchtlicher Höhe: „Die sind oberhalb von drei Kilometern.“ Auch für den Fall, dass der Flughafen seine Pläne genehmigt bekommt, sieht Fuhrmann keine großen Beeinträchtigungen auf Heiligenhaus zufliegen: „Es wird weiterhin wenig sein.“ Maximal vier Flugzeuge pro Stunde mehr würde ihr Weg an der Stadt vorbei führen.

Flughafen signalisiert Gesprächsbereitschaft

Unlängst hat die SPD den Antrag gestellt, Bürgermeister Dr. Jan Heinisch möge sich beim Flughafen für eine Informationsveranstaltung in Heiligenhaus einsetzen. Das Ansinnen dürfte auf offene Ohren stoßen: Auf WAZ-Nachfrage erwidert Flughafen-Sprecher Thomas Kötter zwar, eine solche Veranstaltung sei bislang nicht geplant; man habe sie zunächst „in den am stärkstem vom Fluglärm betroffenen Gebieten“ angeboten.

Er sagt aber: „Sollte der Wunsch bei den Heiligenhauser Bürgern bestehen, sind wir sehr gerne dazu bereit, eine solche Veranstaltung auch in ihrer Stadt anzubieten.“

Informieren können sich die Bürger unabhängig davon auch online. Auf der Homepage der Deutschen Flugsicherung dfs.de lassen sich die Flugspuren abrufen: einfach den Menüpunkt „Flugsicherung“ und dann „Flugverläufe online“ auswählen.

Weniger Abendlandungen

Auf mehr Flugverkehr infolge veränderter Streckenführung muss sich seiner Aussage nach die Stadt ebenfalls nicht einstellen. „Wenn es genehmigt wird, werden wir diesen Verkehr auf den jetzt genehmigten Strecken durchführen“, stellt der DFS-Sprecher klar. Er ergänzt: „Die Routen werden so geplant, dass man sie möglichst nicht über dicht besiedelte Gebiete führt.“ Dafür nehmen die Airlines auch rund ums Niederbergische Umwege inkauf: „Quer über Heiligenhaus wäre kürzer.“ Möglich werden sollen die Mehr-Flüge vor allem über eine flexiblere Nutzung des Zweibahnsystems; der Angerlandvergleich soll dabei unangetastet bleiben. Die IHK Düsseldorf geht sogar davon aus, dass das Mehr am Tag zu einer Entlastung am Abend führen könnte: Die Landungen nach 22 Uhr könnten weniger werden.

Der Flughafen Düsseldorf in Zahlen

In der Informationsbroschüre „Wachsen für die Wirtschaft“ hat die Industrie- und Handelskammer Düsseldorf die Bedeutung des Flughafens für die regionale Wirtschaft aus ihrer Sicht analysiert:

20 ,8 Milllionen Passagiere starteten oder landeten im Jahr 2012 am Airport Düsseldorf.

100 000Tonnen Luftfracht wurden im gleichen Zeitraum umgeschlagen.

70Airlines fliegen von Düsseldorf aus

190Ziele weltweit an.


50 000Arbeitsplätze in der Region hängen laut IHK vom Flughafen ab: von den Angestellten am Airport über Taxifahrer bis hin zu Beschäftigten in Flughafennähe.

Wachsen müsse der Flughafen, stellt die IHK in einer Analyse fest: Schon seit Jahren würden die Fluggesellschaften mehr Starts und Landungen nachfragen, als erlaubt seien. Für 2026 rechnet der Flughafen mit 28,2 Millionen Passagieren und 180 000 Tonnen Luftfracht – ein Plus von gut 35 bzw. 80 Prozent im Vergleich zu heute. Auch Heiligenhaus’ Technischer Beigeordnete Harald Flügge, Mitglied in der Fluglärmkommission, sieht den Bedarf: „Wir sind eine international aufgestellte Wirtschaftsregion. Dem muss die Leistungsfähigkeit der In­frastruktur gerecht werden.“ Das Planfeststellungsverfahren müsse diese Bedürfnisse in Einklang bringen mit den etwaigen Befürchtungen der Bürger.