Das Gebäude ist nun seit Jahresbeginn im Besitz einer in Luxemburg niedergelassenen Gesellschaft. „Seit 2007 geht’s bergab“, stöhnt Karina Gawron. Als das Haus noch im Besitz eines Heiligenhauser Privatmanns war, gab’s keine Klagen. Der hatte auf alles geachtet, es als seine Altersvorsorge betrachtet, von der er bis zu seinem Tod aber leider nicht viel hatte. Der folgende Eigentümer hat dem Vernehmen nach nichts mehr investiert, ging in die Insolvenz, die noch ausstehenden Rückzahlungen aus der Betriebskostenabrechnung haben alle abgeschrieben, nun gehört das Haus den Luxemburgern.
Immer mehr Erstmieter wollen nicht mehr an der Hauptstraße 5 bleiben. Anja Frank schon, trotzdem seufzt sie: „Ich bin hier aufgewachsen. Früher war es schwierig, hier eine Wohnung zu bekommen, heute hat man hier Leerstand.“ In ihre Küche ist der Schimmel eingezogen, neben der Heizung befindet sich ein zentimeterbreiter und tiefer Spalt, in dem ein Brotmesser verschwindet. Außen auf dem Balkon ist zu sehen: Die komplette Wand ist nass, die Feuchtigkeit ist runtergezogen bis in die vierte Etage. „Hier“, sagt Anja Frank und geht über die feuchten Stellen, „die Farbe kann man abrubbeln.“ In dieser Woche jährt sich das Datum der ersten Beschwerde. „Wir kriegen immer nur zu hören, wir wären die einzigen, die jammern.“ Das gleiche in anderen Anliegen haben offenbar auch schon Helmut Dittmar und Karina Gawron gesagt bekommen.
Manfred Hesse kommt nicht mehr häufig vor die Türe, sechs Stockwerke sind einfach zu viel nach einer Lungen-Operation kürzlich. „Ende September soll alles fertig sein mit dem Aufzug“, sagt und runzelt die Stirn. Hingehalten und vertröstet wurden die Bewohner etliche Male. Hesse hat keine Probleme damit, so schnell wie möglich die Mietkürzung zurückzunehmen. „Was nutzt das alles, wenn man die Treppen nicht mehr herunterkommt?“ Da ist selbst sein Blick aus dem Esszimmer heraus über das Niederbergische nur ein schwacher Trost.