Heiligenhaus. . Bei Beschwerden sollten sich Mieter zusammenschließen und nicht von Mahnungen einschüchtern lassen. Zur Not auf Instandsetzung klagen.

Wenn man im Streitfall mit dem Vermieter nicht mehr weiter weiß, muss man sich Hilfe holen. Wie die Bewohner im Haus an der Hauptstraße 5 können sich Heiligenhauser an den Mieterverein Velbert wenden. „Man muss ein Zeichen setzen“, sagt Jürgen Hübinger, Rechtsanwalt und Vorsitzender des Mietervereins. Mit ihm sprach WAZ-Redakteur Andreas Berten über Mieter-Rechte und Einschüchterungsmethoden der Vermieter.

Die Miete ist schon gekürzt worden. Ist damit das Ende der Fahnenstange erreicht?

Jürgen Hübinger: Nein, man kann auch auf Instandsetzung verklagen – wir haben beim Mieterverein ja auch eine Rechtsschutzversicherung. In der Wohnung müssen Mängel vermieden werden, da sind erstmal die Mieter für verantwortlich. Aber das Haus darf nicht verfallen, man hat einen Anspruch auf ein vernünftiges Äußeres, also dass der Hausflur einen Anstrich bekommt oder die Fassade vernünftig ist. Das sind Dinge, da zahlt man auch Miete für.

Flattern Mahnungen und Briefe von Anwälten ins Haus, sorgt das nicht gerade für Selbstbewusstsein.

Das stimmt, vor allem ältere Leute sind dann beunruhigt, lassen sich einschüchtern. Man muss sich wehren, am besten, die Mieter schließen sich zusammen, sprechen sich ab – in diesem Haus ist es so. Wenn von einem Mieter eine Beschwerde kommt, kann es ja wirklich ein Einzelfall sein. Aber bei so einer Vielzahl wie hier muss man das schon als glaubwürdig erachten.

In diesem Fall ist auf Beschwerden aber selten bis gar nicht reagiert worden.

Das sind häufig Gesellschaften, die irgendwo sitzen – ob in Berlin, auf Zypern oder in Luxemburg – und bei denen man den Eindruck hat: Die sind gar nicht in der Sache drin, die mahnen nur, wollen Geld ziehen und nichts dafür tun. Es ist katastrophal, wie die Leute von der Gesellschaft bombardiert werden mit Forderungen, die aus der Luft gegriffen sind. Das ist unmöglich. Es gab Schreiben von Anwälten mit dem Inhalt: Wir kriegen noch 1000 Euro von Ihnen, wenn Sie 500 Euro zahlen, ist gut. Ich habe sie zehnmal angeschrieben, nie ist etwas zurück gekommen. Jeder versucht, seinen Vorteil zu ziehen – aber nicht auf Kosten der Mieter.