Heiligenhaus. . Seit 15 Jahren schickt der Verein für Vergessene Kinder Lkw-weise Sachspenden nach Rumänien. Damit sie fahren können, braucht der Verein Geldspenden.
Petra Ullrich geht voraus ins Dunkle der abgelegenen Lagerhalle. Stühle stapeln sich in den Gängen fast bis zur Decke. In einem Abteil türmen sich Pappkartons auf. Normalerweise könnte sich die Heiligenhauserin aber nicht so einfach durch das Gebäude bewegen. „Zur Zeit ist die Halle ziemlich leer, weil wir gerade erst einen Lkw nach Rumänien schicken konnten“, so Ullrich. In ein paar Wochen wird sich die schwere Eisentür wieder nur mühsam aufschieben lassen. Denn der Verein für Vergessene Kinder wird regelrecht von Sachspenden überrollt. Kleidung, Kuscheltiere und Co. werden bis zu achtmal im Jahr von Heiligenhaus nach Medias in Siebenbürgen gefahren.
Als Petra Ullrich im Winter 1998 zum ersten Mal nach Medias in Rumänien kam, war sie von dem dort herrschenden Elend erschüttert. Es sind Eindrücke, die die Heiligenhauserin bis heute nicht wieder vergessen hat. „Die Menschen haben kein fließendes Wasser, sondern müssen es aus einem Brunnen holen. Warm gemacht wird es über einem Holzofen. Sie leben noch so wie im Mittelalter“, beschreibt Ullrich. Darunter mischen sich die Gerüche von menschlichen Hinterlassenschaften.
Der Heiligenhauserin war klar: Es muss etwas passieren. Zuerst organisierte sie zusammen mit ihrem Ehemann private Hilfsgütertransporte, bis es immer mehr wurde. In der Halle lagern regelmäßig zwei Lkw à elf Tonnen von dem, „was zum Leben gebraucht wird“. Gesammelt werden die Sachspenden, bis auch der letzte Zentimeter der Lagerhalle zugestellt ist, denn einen Lkw halb leer losfahren zu lassen, wäre reinste Geldverschwendung. „Eine Fahrt kostet 2418 Euro. Da wir ein großes Ungleichgewicht zwischen Sach- und Geldspenden haben, wird es immer schwieriger, die Transporte zu finanzieren“, so Ullrich.
Familienbetreuung ist wichtig
Knapp 1800 Kilometer ist so ein voll beladener Lkw unterwegs, bevor sich die Ladeklappen wieder öffnen. In Medias angekommen, nehmen fleißige Helferinnen die Spenden dann in Empfang. Anhand von Listen können sie genau sehen, wer welche Dinge braucht. Der Verein betreut auch aktiv Familien. „Allerdings werden von uns nur Familien unterstützt, die ihre Kinder zur Schule schicken.“ Viele Erwachsene sind Analphabeten, ihren Kindern soll es einmal besser gehen. Einige Projekte laufen selbstständig, doch Petra Ullrich lässt es sich nicht nehmen, ihre Schützlinge mehrmals im Jahr zu besuchen. „Es ist immer schön zu sehen, dass man was erreicht hat“, sagt die Heiligenhauserin und plant im Kopf schon den nächsten Transport.