Heiligenhaus. . Wenn jeder Gang zur Qual wird, sind Schuheinlagen eine rettende Option. In drei Schritten lässt sich für jedes Beschwerden eine passende Lösung finden.

„Isch hab Rücken.“ Diese Redewendung ist schon vielen mal über die Lippen gekommen. Statistiken zufolge leiden bis zu 80 Prozent der Bevölkerung zumindest teilweise unter Rückenbeschwerden. Was viele nicht wissen: Oftmals beginnen Rückenprobleme im Fuß. „Der Fuß ist das Fundament“, erklärt der Heiligenhauser Orthopäde Dr. Sven Authorsen. Wie man den Weg zur richtigen Einlage findet, testen wir im Selbstversuch.

Wenn jeder einzelne Schritt schmerzt, dann kann irgendetwas nicht stimmen. Die alten Einlagen brachten aber nichts. Eine neue Messtechnik hört sich vielversprechend an: Sensomotorische Messungen sollen ein exaktes Bewegungsbild vermitteln. Wie laufe ich eigentlich? Was belaste ich wie? Das Ratinger Sanitätshaus Höfges & Koch bietet diese Messmethode bei sich an. Jeden ersten Dienstag im Monat kommt Hans-Werner Koch zusätzlich in die Villa Nonnenbusch. „Wir arbeiten mit der Orthopädietechnik zusammen, um die Diagnose zu verbessern“, erklärt Authorsen, Facharzt für Orthopädie. Dies sei bei Problemfüßen wie denen von Diabetikern oder Rehapatienten notwendig.

Um die perfekte Einlage zu finden, bedarf es dreier Schritte. „Zunächst bewerte ich den Stand“, erklärt Authorsen. Auf den ersten Blick erklärt er meinen Fuß nicht zum Problemfuß. Klar, Übergewicht sei nicht wirklich förderlich, zudem kommen noch eine X-Bein-Abweichung und der mittlerweile typische Knick- und Senkfuß hinzu. In der Hocke und auf die Zehenspitzen geht es, doch beim Fersenlaufen geht nichts mehr.

200 Drucksensoren pro Fuß

Also folgt Schritt zwei: Der Fuß wird geröntgt. Während die Röntgenbilder ausgewertet werden, geht es zu Schritt drei: Hans-Werner Koch legt eine Messeinlage in meine Schuhe, je mit 200 Drucksensoren ausgestatten, und los geht es. Mal schnell, mal langsam hin und her. Während man läuft, kann der Orthopädietechniker bereits auf dem Bildschirm die 3D-Messung verfolgen: Wie rollt man sich ab, wo sitzt der Schwerpunkt?

Am Ende schauen sich Orthopäde und Orthopädietechniker gemeinsam Röntgenbilder und die Ergebnisse der dynamischen Fußdruckmessung an. „Na, das ist ja nur ein Beispielbild und nicht Ihr Fuß“, meint Authorsen beim ersten Blick auf die Aufnahme. „Doch, doch, das ist die Aufnahme der Patientin“, antwortet Koch. Komisch laufe ich links, alles blau. Was bedeutet das? „Der Abrollvorgang ist gestört. Man spricht von einer Schonhaltung, die Sie sich angeeignet haben“, erklärt der Orthopäde.

Wie es normalerweise aussehen sollte, sieht man am rechten Fuß besser. Grün, blau, gelb und rot erscheint das Bild hier. Koch: „Auch nicht alles in Ordnung, aber bei weitem normaler als links.“ Au­thorsen betont: „Der Fuß ist das Fundament. Wenn hier was nicht stimmt, kann sich das auf den ganzen Körper auswirken: Rücken, Nacken, Hüftstellung.“ Das Röntgenbild zeigt zudem, wieso der linke Fuß schmerzt: Ein Fersensporn hat sich gebildet. Also kriege ich zwei Einlagen verschrieben.

Um die Einlagen vor Ort direkt besser anpassen zu können, lasse ich mir die Einlagen von Hans-Werner Koch anfertigen. Mit dem Rezept ist es jedoch möglich, sich bei jedem Orthopädietechniker die Einlage auszustellen. Wenige Tage später kommt die Korkledereinlage mit Weichbettung und Fersenspornaussparung. Etwa zwei Wochen dauert die Einlaufphase, doch richtige Schmerzen habe ich nicht. Falls doch, „kann man noch einmal nacharbeiten“, sagt Koch. Nicht nötig – inzwischen gehe ich wie auf Wolken.