Heiligenhaus. . Orgelführung in St. Ludgerus. Interessierten Besuchern erläutert der Kirchenmusiker die Funktionsweise der 2500 Metall- und Holz-Pfeifen.

Konzentriert sitzt Christoph Zirener auf seiner Bank und drückt noch ein paar Knöpfe. Er schaut in den Spiegel und wartet auf ein Zeichen des Priesters. Dann geht es los und die Pfeifen geben den Ton an. Christoph Zirener ist Kirchenmusiker in den katholischen Kirchen St. Ludgerus und St. Suitbertus. Und das schon seit 13 Jahren. Für alle Interessenten hat er die Pforten geöffnet und mal einen Einblick hinter die Kulissen in das Herzstück der Kirche gewährt – die Orgel.

„Das, was Sie hier sehen, sind 2500 Holz- und Metallpfeifen“, zeigt der Kantor und zieht eine kleine Holzpfeife aus ihrer Vorrichtung. „Das Prinzip ist mit dem einer Blockflöte vergleichbar. Durch die kleine Öffnung, das Labium, bricht sich die Luft und ein Ton wird erzeugt. Je mehr Pfeifen zum Einsatz kommen, desto mehr Töne entstehen“, erklärt der 41-Jährige. Die Metallpfeifen sind Zungen- oder Lippenpfeifen, so genannte Linguale, bei denen kleine Plättchen durch einen Luftstrom in Schwingung gebracht werden.

Für den Laien mag die Anordnung der Röhrchen beliebig aussehen: Christoph Zirener weiß, dass dahinter ein ausgeklügeltes System steckt. „Sie sind nicht nur in 20 Registern unterteilt, sondern auch nach der Tonhöhe.“

Doch wie funktioniert nun das Prinzip einer Orgel? Als erstes wird das Instrument eingeschaltet. „Ein Motor saugt Luft an und füllt einen Speicher. Steine auf dem Deckel sorgen für einen regulierten Druck“, so der Chorleiter. Bevor der Kirchenmusiker den ersten Ton erzeugt, muss er sich für die Pfeifen entscheiden, mit denen sich das Lied am besten spielen lässt. Holz gedackt, Tremolo, Quintade, Octav oder Cymbel sind nur ein Bruchteil der Register. „Das Schöne ist, dass ich nicht festgelegt bin, mit welchen Pfeifen ich welches Lied spielen muss. Ich kann den Werken meinen eigenen Stil verleihen, orientiere mich aber schon an der Zeit, in der das Lied entstanden ist, um es authentisch wirken zu lassen.“

Zurück zur Ausgangsfrage. Nachdem für ausreichend Luft gesorgt wurde und ebenso die Pfeifen ausgewählt sind, können die Tasten gedrückt werden. Die Orgel in der Ludgerus-Kirche verfügt über zwei Manuale, das heißt zwei Tastenreihen. Der Kölner Dom beispielsweise verfügt über acht. Jede Taste ist durch Fäden über ein Wellenbrett mit den Pfeifen verbunden. Bei jedem Tastendruck lässt ein Ventil Luft in die Pfeife und der Ton wird erzeugt. „Vergleicht man dieses System mit dem der Anfänge, so können wir hier von Luxus sprechen“, weiß Christoph Zirener. Früher müsse die Luft manuell erzeugt werden, zu vergleichen mit dem aufpumpen einer Luftmatratze. Wer sich ein bisschen mit Orgeln auskennt weiß, dass nicht nur die Hände zum Einsatz kommen. „Wenn ich oben Sopran spiele, kann ich unten gleichzeitig Bass spielen“, schildert der studierte Kirchenmusiker. Erbaut wurde die Kirche 1962, die Orgel gibt es seit 1965. Seit dem wird sie alle ein bis zwei Jahre gereinigt und jede einzelne der 2500 Pfeifen durch einen Orgelbauer gestimmt.