Heiligenhaus. . Bürger jenseits der 50 kehren der Stadt Heiligenhaus den Rücken. Sie ziehen vor allem nach Velbert. Befragung legt Gründe offen. Die Verwaltung will reagieren.
Bei Familien kann Heiligenhaus als Wohn(fühl)stadt punkten, aber sind die Kinder aus dem Haus, kehren viele Bürger ihrem und damit der Stadt den Rücken. Das will die Verwaltung ändern und fragt deshalb nach den Gründen: Das Bochumer Institut Inwis verschickte Fragebögen an 2800 Haushalte, hergezogene und weggezogene. Antworten gab es am Dienstagabend im Ausschuss für Stadtentwicklung.
440 Rücksendungen hat Inwis ausgewertet, das entspricht einer Rücklaufquote von 16 Prozent. 136 Antwortbögen haben die über 50-Jährigen ausgefüllt; jene Zielgruppe, die der Verwaltung Sorgen bereitet und die sie gern in den Stadtgrenzen halten möchte. Ihre Antworten halten einige Überraschungen parat. Abwanderer zieht es nicht primär in die umliegenden Großstädte, sondern vor allem in die kleinstädtische Nachbarschaft: 27,1 Prozent der Befragten zogen nach Velbert, 17,5 Prozent nach Ratingen. Erst auf Platz drei folgt mit 11,1 Prozent mit Essen die erste Großstadt; Düsseldorf wurde zusammen mit Neuss erfasst und kommt auf 7,5 Prozent. Innerhalb von Heiligenhaus verlor die Innenstadt die meisten Einwohner: 15,6 Prozent hatten vorher im Zentrum gelebt, 13,3 Prozent in der Heide und 10,1 Prozent in der Unterilp. Die Ursachen für den Ortswechsel waren in den meisten Fällen familiärer und persönlicher Natur, gefolgt von gesundheitlichen und beruflichen Gründen sowie dem sozialen Wohnumfeld. Schlecht für den Standort: Vor allem gut situierte Senioren verlassen ihn und bezahlen in ihrem neuen Heim auf den Quadratmeter gerechnet sogar mehr Miete als vorher in Heiligenhaus.
Immobilien auf Senioren ausrichten
Aus diesen Ergebnissen will die Stadt Konsequenzen ziehen. „Wir wollen auf dieses Bild eine Antwort geben“, bekräftigt Bürgermeister Dr. Jan Heinisch. Die Hoffnung der Verwaltung: „Es gibt Motive, die beeinflussbar sind“, sagt der Technische Beigeordnete Harald Flügge. An denen wolle man arbeiten. Zwar kann die Stadt nichts an der persönlichen Situation ihrer Bürger ändern. Einfluss nehmen kann sie aber auf die Immobilienbestandshalter, bei ihnen will sie eine entsprechende Ausrichtung des Angebots anregen. Zum anderen will die Stadt selbst oder über die Stadt- und Bodenentwicklungsgesellschaft Flächen „zielgenau an den Markt bringen“, wie Flügge sagt.
In näherer Zukunft kämen dafür zum Beispiel das Linderfeldquartier infrage, aber auch der ehemalige Mitarbeiterparkplatz auf dem Kiekert-Gelände sowie ein Bereich im geplanten Hefelmannpark. Heinisch ist sicher: „Die Flächen wären da – wir müssen nur noch die Investoren überzeugen.“ Das will man versuchen. Auch mit den Ergebnissen von Inwis.
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