Heiligenhaus. . Die Löwen-Apotheke in Heiligenhaus wird mit dem Apotheken-Siegel ausgezeichnet. Der Anbieter Tesalys verkauft sein Siegel deutschlandweit und verdient damit Millionen.

4000 Euro haben sich Astrid Rüngeler-Janski und Dr. Peter Rüngeler den Titel „eine der besten Apotheken Deutschlands“ kosten lassen, außerdem musste das Team der Apotheke einige Tests in Sachen Beratungsqualität überstehen. Jetzt thront das sogenannte Apothekensiegel im Eingangsbereich der Löwen-Apotheke. Am Dienstag wurde es verliehen – für die Apotheke ein Anlass zum Feiern, für die Firma hinter dem Siegel ein gutes Geschäft.

Laut Tesalys ist die Löwen-Apotheke die beste der sechs Apotheken in Heiligenhaus. Getestet hat das Unternehmen alle; anonym und unangekündigt. „Bei einigen, nicht bei allen“, sagt Tesalys-Kundenbetreuer Reinhold Galgon, fiel das Ergebnis mit mindestens 80 Punkten gut genug aus für sein Angebot mit finanziellen Nebenwirkungen: weitere Tests. Die Tester sprechen bestimmte Krankheiten an oder verlangen rezeptpflichtige Medikamente. Besteht die Apotheke wieder mit mindestens 80 Punkten, darf sie sich das Apothekensiegel ins Schaufenster hängen.

Für das Siegel muss eine Apotheke also nicht nur Geld über-, sondern auch Qualität vorweisen. Wie diese geprüft wird, entscheidet allein Tesalys. 94 Punkte hat die Löwen-Apotheke erzielt, damit zählt sie zu den elf Prozent, die für 90 Punkte und mehr mit der Note „sehr gut“ ausgezeichnet werden. Weitere 31 Prozent der getesteten Apotheken hat Tesalys mit „gut“ für 80 bis 89 Punkte bewertet. Insgesamt 42 Prozent der Apotheken kommen also für das käufliche Siegel infrage – bei deutschlandweit mehr als 21 000 Apotheken für Tesalys ein Geschäft mit einem potenziellen Umsatz von gut 35 Millionen Euro. Zwar wendet Galgon ein: „Es sind schon Apotheken durchgefallen.“ Einige, wie die, die in Heiligenhaus nicht durchgefallen sind, hätten kein Interesse. Aber Galgon gibt zu: „Wir sind keine caritative Einrichtung, sondern ein Unternehmen.“

Neuer Test nach zwei Jahren

Ein Unternehmen, zu dessen Profit die Löwen-Apotheke beiträgt. Apotheker Rüngeler verteidigt seine Zahlung für das Siegel: „Die Testkriterien sind festgelegt von Fachleuten. Wenn wir schlecht abgeschnitten hätten, hätten wir trotzdem bezahlen müssen.“ 2000 Euro wären auch ohne das Siegel fällig geworden. Und werden es in zwei Jahren wieder: Will Rüngeler das Siegel über diesen Zeitraum hinaus behalten, muss sich die Apotheke erneut von Tesalys überprüfen lassen.

Kleiner und weiter unten als das Apothekensiegel hängt im Schaufenster der Löwen-Apotheke ein weiteres Zertifikat: das vom TÜV Rheinland. Es bestätigt, dass Rüngelers Geschäft die ISO-Norm für Apotheken erfüllt. Das reicht dem Inhaber nicht: „Der TÜV sieht sich Abläufe an, überprüft aber nicht die Beratungsqualität.“ Der TÜV sieht das anders: Das Zertifikat weist auch „pharmazeutische Beratung“ als Prüfungsinhalt aus.

In eigener Sache

Unter der Überschrift „Käufliches Gütesiegel“ haben wir in der Mittwochsausgabe über das Apothekensiegel berichtet, das die Löwen-Apotheke von der unabhängigen Prüfgesellschaft Tesalys verliehen bekommen hat. Diese Überschrift und die Einleitung des Artikels waren insofern falsch, als der Eindruck erweckt wird, die Apotheke habe gegen Geld ein Gütesiegel gekauft. Die Redaktion stellt hiermit klar, dass das nicht die Intention des Artikels war. An dieser Stelle fassen wir daher zur Klärung noch einmal zusammen: Die unabhängige Prüfgesellschaft Tesalys testet bundesweit Apotheken im Rahmen unangekündigter und anonymer Tests. Erreicht die geprüfte Apotheke mindestens 80 von 100 Punkten, bietet das Unternehmen weitere, kostenpflichtige Tests an. Kommt die getestete Apotheke erneut auf mindestens 80 Punkte, wird ihr das Apothekensiegel verliehen. Die Löwen-Apotheke erzielte bei den Tests von Tesalys 94 von 100 Punkten und zählt damit laut Testinstitut zu den besten fünf Prozent der Apotheken in Deutschland. Wir bedauern die missverständliche Darstellung.