Heiligenhaus. . Ingo Thus ist Tontechniker aus Leidenschaft. Mit seinem Mischpult sorgt er für den richtigen Klang in Heiligenhaus.

Ohne Ingo Thus würden sich die Konzertbesucher im Club wahrscheinlich mehr als nur einmal fragen, ob sie was an den Ohren haben. Der Mann hinter dem Mischpult sorgt nämlich dafür, dass die Töne auch noch den entferntesten Gehörgang und die letzte Ecke des Raumes erreichen. Die Arbeit des Tontechnikers fängt schon Stunden vor dem eigentlichen Konzert an. Denn bevor abends auf der Bühne gerockt werden kann, muss nachmittags alles verkabelt werden.

Die Bodhrán schallt in einem dumpfen Rhythmus durch den Club. Darunter mischen sich noch einfachste Gitarrenklänge und die ein oder andere Gesangseinlage. In dem leeren Raum wirken die Klänge gleich doppelt so laut, wie sie dem ungeübten Gehör später auf dem Konzert erscheinen werden. Mit Blick auf die Bühne gerichtet, steht Ingo Thus hinter dem Mischpult und stellt mit flinken Fingern die Regler. Verblüffenderweise versteht der Tontechniker nämlich alles, was die irischen Musiker ihm zwischendurch zunuscheln, und auch die einfachen Gesten deutet er in Sekundenschnelle. Man müsse nur lernen, Sätze wie „das klingt muffig“ zu deuten und in einen Ton umzusetzen. „Ein Soundcheck kann nur 30 Minuten, aber auch ermüdende anderthalb Stunden dauern. Das kommt auf die Musiker an.“ Die Iren zeigen sich handzahm und lassen Thus eine gewisse Freiheit beim Einstellen des Sounds.

„Einen verschnupften Sänger kann man filtern“

Hinter jedem der vielen Regler oder Fader (Schiebregler, die meist für die Lautstärke genutzt werden) auf dem digitalen Pult verbirgt sich jeweils ein Musiker und ein Instrument. Der Reihe nach werden die Positionen abgearbeitet und aufeinander abgestimmt. Der Tontechniker muss dabei darauf achten, dass ungewünschte Frequenzen weggefiltert werden. Den Feinschliff an Höhen und Tiefen übernimmt ein sogenannter Kuhschwanzfilter. „Einen verschnupften Sänger kann man filtern oder die quäkenden Frequenzen bei einer Geige herausnehmen“, erklärt Thus. Hören können die Veränderung dank der Monitorboxen auch sofort die Musiker, denen ihre eigenen Songs wieder um die Ohren geworfen werden.

Damit der Klang aber überhaupt aus den Boxen kommt, ist eine Menge Vorarbeit nötig. Lange, bevor die Musiker überhaupt zum Soundcheck kommen, muss der Heiligenhauser Kiste für Kiste an ihren Bestimmungsort schleppen. Im Club sei das einfach, weil die ganze Technik hinter den Kulissen schlummert. Mit ein paar routinierten Handgriffen baut Thus die Boxen auf, verkabelt Mikrofone und Direktanschlüsse für Instrumente. Die Kommunikationskabel verschwinden dann einfach hinter der Sitzbank im Club.

Musikalisches Gehör ist wichtig

Angefangen hat die Leidenschaft des Heiligenhausers für Musik an der E-Gitarre. Doch warum wechselte er plötzlich auf die andere Seite des Mischpultes? Ganz einfach: „Weil kein Tontechniker hier in Heiligenhaus meine Bands mischen konnte und ich es selbst machen wollte.“ Das geübte Musikergehör hilft ihm dabei, auch kleinste Klangfehler aufzuspüren und zu beseitigen.

Fehler, die eventuell noch nicht mal die Musiker erkennen würden. „Manche haben von Technik keine Ahnung“, erklärt der Mann mit dem fingerlosen Handschuhen. Ab und an reiche es auch, einfach mit der Hand über dem Regler zu schweben, um den Musikern ein gutes Gefühl zu geben. Aber psst. . . das zählt wohl zu den kleinen Klangeheimnissen des Berufes.