Heiligenhaus. . Bei drei Vorfällen in der letzten Woche erbeutete der Täter jeweils 1000 Euro in bar. Die Opfer sind jedes Mal ältere Frauen. Vorgehen ist kreisweit einmalig.
Sein Jagdrevier ist Heiligenhaus, seine Opfer ältere Frauen, seine Beute Bares: Schon zum vierten Mal betrog am Wochenende ein Täter erfolgreich eine Rentnerin am Geldautomat um ihr Erspartes. Dabei wendet er immer dieselbe Masche an. Die Polizei warnt inzwischen kreisweit.
Mit einer Zeitschrift nähert sich der junge Mann das erste Mal, wenn sein Opfer die EC-Karte eingeschoben hat und den Betrag wählen kann. Während er die Seniorin ablenkt, wählt er 1000 Euro aus, dann lässt er sich scheinbar verscheuchen. Sobald die PIN eingegeben ist, drängt er sich erneut zwischen Frau und Automat. Die zweite Ablenkung nutzt er, um das Geld an sich zu nehmen. Anschließend verschwindend er endgültig – jedenfalls für diese Kundin.
Täter wählt die Summe selbst aus
Trickbetrug am Geldautomaten ist Ulrich Löhe in diversen Spielarten bekannt, aber diese Vorgehensweise ist ihm neu: „Das mit der Zeitung gibt es bisher nur in Heiligenhaus“, bestätigt der Sprecher der Kreispolizei Mettmann. Ebenfalls noch nicht dagewesen ist ein Täter, der sein Opfer zweimal konfrontiert und dabei auch noch selbst die Summe auswählt. „Das ist ausgebufft von ihm“, staunt Löhe.
Ein System, das dem Kriminellen an vier Tagen ein Einkommen von 4000 Euro bescherte – und das nicht nur in einer Stadt, sondern „bisher auch nur an diesem Automaten“, sagt Löhe; dem Postbank-Automaten im Rathaus Center. Der erste Fall hatte sich im Januar zugetragen; die letzten drei ereigneten sich in der vergangenen Woche, der jüngste am Samstag um 12 Uhr. Die Opfer sind „vermutlich gezielt“ ältere Frauen, Vorgehen und Täterbeschreibung immer gleich. Das und den stets identischen Tatort deutet Löhe so, dass „wahrscheinlich immer der gleiche Täter“ hinter der Zeitung steckt. „Alles deutet auf einen Einzeltäter hin“, schließt er organisierte Kriminalität aus.
Organisierte Kriminalität oder Einzeltäter?
Dem widerspricht Rüdiger Grimmert, Sprecher der Postbank: „Das ist organisierte Kriminalität, die Leute werden aus Bulgarien und Rumänien eingeflogen“, sagt er. Flyer in einigen Filialen warnen vor Trickbetrügern am Geldautomaten, außerdem „überlegen wir, ob wir den Geldautomaten in die Filiale reinziehen können.“ Grimmert sieht aber auch die Bank-Kunden in der Verantwortung: „Sie müssen aufmerksamer werden.“
Dem stimmt Löhe zu. Zumal das letzte Opfer den Betrüger noch mit den Worten: „Ich habe in der Zeitung gelesen, was Du hier machst“ verscheuchte. Ihre 1000 Euro erbeutete trotzdem der junge Mann. Noch mehr Nachdruck für die Warnung von Polizeisprecher Löhe: „Das klappt auch an jedem anderen Automaten.“
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