Essen/Heiligenhaus. . 78 Bewohner einer Essener Einrichtung sind für die nächsten Monate in Heiligenhaus untergebracht.Das ehemalige Gebäude der Caritasgesellschaft an der Lindenstraße wird ihr neues Zuhause.
Kiste um Kiste verschwindet im Umzugswagen. 1500 werden es am Ende sein. Dazu noch die Bibliothek, das Heimat- und Bergbaumuseum und die komplette Möblierung von 78 Bewohnern. So viele leben derzeit im Altenzentrum Paulushof in Essen-Heisingen. Und so viele ziehen jetzt um nach Heiligenhaus.
Im ehemaligen Gebäude der Caritasgesellschaft an der Lindenstraße finden sie, während der Paulushof saniert wird, ein neues Zuhause. Seitdem das Altenheim St. Josef mit der Rheinlandstraße einen modernen Neubau erhielt, hat der Erwerber des Gebäudes, eine Projektentwicklungsgesellschaft, die Immobilien an andere Altenheime vermietet. Zunächst war das ev. Altenheim vom Standort Schulstraße in die Lindenstraße umquartiert worden. Nun werden dort also Essener Senioren untergebracht. Was erwartet sie in ihrem Interimsquartier?
Umzug dauert fünf Tage
Gertrude Graul, 83 Jahre, ist gespannt auf das neue Heim, in dem sie das nächste Jahr verbringen wird. So lange dauert die Sanierung des Paulushofes. „Mal sehen, ob meine Sachen schon ausgepackt sind, wenn wir ankommen.“ Sind sie, versichert Babette Schwalfenberg. Die Heimleiterin hat den Umzug genau geplant, hat ein ausgeklügeltes Farbleitsystem für die Möbelpacker entwickelt, „damit alle wissen, wo was hinkommt“.
Viele persönliche Sachen haben die Heimbewohner ohnehin nicht mehr. Zu klein sind die Zimmer. „Meine Fotoalben, ein paar Bilder, eine Kommode“, zählt Erika Krzelj ihre verbliebenen Besitztümer auf. Vor fünf Jahren musste die 87-Jährige ihr geliebtes Haus verlassen. „Das war ein schlimmer Augenblick, aber ich schaue lieber nach vorne.“ Die Übersiedlung in das ehemalige Caritas-Heim nimmt sie gelassen: „Wir sind eine Generation, die so viel erlebt hat, da wird uns ein Umzug nicht erschüttern. Außerdem kommen ja alle Bewohner und Pflegekräfte mit.“ Ähnlich sieht es Brunhilde Thissen: Seit zwei Jahren wohnt die halbseitig gelähmte 72-Jährige im Paulushof, fühlt sich dort gut aufgehoben. Von einem Zuhause möchte sie aber nicht sprechen. „Das habe ich verloren“, sagt sie leise. Ginge es nach ihr, würde sie dem neuen Paulushof ein Schwimmbad und eine Kegelbahn spendieren. „Aber dafür müsste sich mein Nachname mit Ypsilon schreiben“, lacht sie.
Herbert Müller hört nur mit halbem Ohr zu. Er streichelt die Hand seiner Frau Katharina. Ein Schlaganfall hat ihr die Sprache und die Bewegung geraubt. „Ich vermisse sie sehr“, sagt der 80-jährige Heisinger, der täglich nach ihr schaut. Dass der Weg zu ihr länger wird, stört ihn nicht. „Dafür bekommt sie in einem Jahr ein Einzelzimmer.“ Derweil verlässt der nächste vollgepackte Umzugswagen den Paulushof. Fünf Tage wird es dauern, bis der letzte Karton in Heiligenhaus angekommen ist.