Heiligenhaus. . Immer mehr Kommunen steigen ins Geschäft mit Altkleidern ein. Heiligenhaus mischt schon lange mit.
Kneifende Jeans, ungeliebte Hemden, verwaschene Shirts – mit ausrangierten Klamotten lässt sich Geld verdienen. Und zwar nicht nur im Second-Hand-Shop. Deshalb steigen auch immer mehr Kommunen ins Geschäft mit den Altkleidern ein. Eine Gesetzesänderung macht’s möglich. Auch Heiligenhaus mischt beim lukrativen Geschäft mit gebrauchten Textilien mit.
Das Kreislaufwirtschaftsgesetz erlaubt den Städten seit vergangenem Jahr, bei werthaltigen Abfällen als erste zuzuschlagen. „Neu ist, dass die Städte jetzt selbst sammeln und verkaufen dürfen“, erklärt Jürgen Hollenberg, Leiter der städtischen Kämmerei. In Heiligenhaus hat man schon lange den finanziellen Nutzen der ausrangierten Kleidung erkannt. „Wir haben einen Exklusiv-Vertrag mit einem externen Dienstleister“, erklärt Hollenberg. An den rund 30 Container-Plätzen im Stadtgebiet findet man deshalb nicht wie in anderen Kommunen Sammelbehälter von DRK, Maltesern oder Johannitern. Was in den ein bis zwei Containern pro Standort landet, kommt indirekt dem Haushalt der Stadt zugute. Dabei ist unwichtig, ob die Heiligenhauser oft oder selten ihre Kleiderschränke ausmisten. Denn die Stadt erhält lediglich den Mietertrag aus den Standplätzen.
Ambitionen, die Alttextilien selbst zu sammeln und anschließend zu verkaufen, gibt es nach Auskunft der Verwaltung nicht. Wie viel Geld die Stadt mit den alten Kleidern ihrer Bürger genau macht, darf Jürgen Hollenberg nicht öffentlich machen.
Bis zu 400 Euro pro Tonne
Nur so viel: „Es ist ein niedriger fünfstelliger Betrag“.
Jürgen Atzberger ist Betriebsleiter bei der Lothar Gedenk Recycling GmbH (L.G.R.), die ihre Sammelbehälter in Heiligenhaus aufstellt. Eine Tonne ausrangierter Anziehsachen bringt dem Essener Unternehmen je nach Qualität bis zu 400 Euro. Im Augenblick lasse sich mit alten Kleidern viel Geld machen, berichtet Atzberger. „Mehr als man für Metall bekommt.“ Deshalb wüchsen derzeit die Container wie Pilze aus dem Boden – darunter auch illegal aufgestellte. Das Geschäft mit den alten Textilien sei schwankend, die Kommunen witterten aktuell jedoch das große Geld und sammelten lieber selbst, als die Standorte zu vermieten. Da macht das neue Kreislaufwirtschaftsgesetz Unternehmen wie der L.G.R einen dicken Strich durch die Rechnung. Second Hemd und Co. sind eben begehrt wie noch nie.