Heiligenhaus. . Die Bauarbeiten an der A 44 gehen weiter. Jutta Swadlo und Olaf Wüllner vom Landesbetrieb Straßen nahmen die WAZ mit auf eine kleine Rundfahrt.
„Wir fahr’n, fahr’n, fahr’n auf der Autobahn. Vor uns liegt ein weites Tal. Die Sonne scheint mit Glitzerstrahl. Die Fahrbahn ist ein graues Band. . .“
Dieser Synthie-Pop-Ohrwurm von „Kraftwerk“ kommt der Reporterin unwillkürlich in den Sinn, als es mit dem Wagen Richtung Ganslandsiepen geht – zur Baustelle des A-44-Lückenschlusses. Fahr’n auf der Autobahn?
Die Schotterpiste ist mehr als holprig. „Ich würde keinem raten, hier mit einem normalen Pkw zu fahren. Abgesehen davon, dass es sowieso verboten ist.“ Olaf Wüllner von Straßen NRW lacht verschmitzt. Er weiß, wovon er redet. Täglich überwacht er die Baustellenaktivitäten entlang der A-44-Trasse. Unterwegs ist er nur mit einem geländegängigen Fahrzeug.
Das nimmt die sandigen Steigungen mit Leichtigkeit, die zum Ostteil des Brückenbauwerks Ganslandsiepen führen. Bagger haben den Weg bereitet, damit hier demnächst die Betonpfeiler errichtet werden können. Wie massiv die sein müssen, um das Brückenbauwerk zu tragen, davon kann man auf der gegenüberliegenden Seite schon einen Eindruck bekommen. Mehrere Hundert Kubikmeter Beton stecken allein in einem Pfeiler.
Ein Jahr verloren
„Im Westteil sind wir schon gut vorangekommen“, berichtet Projektleiterin Jutta Swadlo, als wir über das Tal schauen. „Das Gebiet war ja von den Gerichtsentscheiden nicht betroffen, da durften wir bauen.“ Mit Beginn des Monats September sind nun die Tiefbauer im Ostteil aktiv. „Wir wollen diese Pfeiler bis Ende 2012 so weit haben, dass nur noch der Stahlbau fehlt.“ Der sei wiederum witterungsabhängig. Sie hoffe auf einen kurzen Winter, sagt Swadlo und seufzt.
Die juristischen Auseinandersetzungen – vorläufige Besitzeinweisungen, Gerichtsverhandlungen über mehrere Instanzen – haben die Bauarbeiten an der A 44 erheblich zurückgeworfen. „Ein knappes Jahr“, rekapituliert Projektleiterin Swadlo. Aufholen? „Das kann man nie mehr aufholen“, sagt die 50-jährige Diplom-Ingenieurin, die für Straßen NRW schon mehrere Großbrückenprojekte realisiert hat. Jetzt ist es ein komplettes Autobahnstück, das die Verbindung von der A 3 zum A-44-Anschluss in Velbert schaffen soll. Fertigstellung? Bis Ende 2016 das Stück zwischen L 156 und B 227, hoffen Swadlo und Wüllner. Zwei Talbrücken, zwei Anschlussstellen und dazugehörige Wirtschaftswege sind das.
Allein 208 Meter Spannweite wird die Brücke Ganslandsiepen messen; ins Tal soll nach Inbetriebnahme die Natur zurückkehren. Derzeit schwer vorstellbar, wenn Bagger gerade die Landschaft zerschneiden. „Wir brauchen Wege für Fahrzeuge und Geräte. Es geht nicht anders“, erläutert Wüllner. Gut acht Hektar nimmt die Baustelle Ganslandsiepen in Beschlag.
An anderer Stelle liegt die Trasse noch fast unberührt da. Wir fahren über kleine Wirtschaftswege und landen schließlich an der Wülfrather Straße. Weiter geht es zur Ratinger Straße, wo ein Brücken-Torso steht. Der Anschluss? Eine Frage der Entwässerung, weiß Swadlo. Die soll laut Planfeststellung westlich der L 156 mit Regenrückhaltebecken in den Angerbach erfolgen. Doch dort tut sich baulich noch gar nichts. . . Zur Entlastung hat der Landesbetrieb ein Regenrückhaltebecken an der Hülsbecker Straße gebaut. Wir schauen dort also noch in nackte Betongruben, die auf ihre baldige Bestimmung warten.
Lärmschutzwand und Wall
Es geht retour. Noch sind die Häuser des Nonnenbruchs zu sehen. Eine Vier-Meter-Lärmschutzwand auf einem Wall soll sie für den Autofahrer verbergen. Andersherum: Die Anwohner werden auf eine grüne Anhöhe schauen. „Wir versuchen, die Autobahn so gut wie möglich zu verstecken, indem wir sie in das Umfeld einbetten“, erklärt Swadlo. Ob das klappt?
Wieder in Hetterscheidt verabschieden wir uns. Mein Fazit? Fahr’n auf der Autobahn – wann immer die A 44 fertig wird, eines steht fest: Sie wird diese Stadt verändern. Ob positiv oder negativ, muss jeder für sich entscheiden.