Heiligenhaus. . Einmal pro Woche muss der Kammerjäger Giftköder auslegen, damit es nicht zu einer Rattenplage kommt. 2011 gab es 169 Sichtungen der Nagetiere.

Leise huschen sie mit schnellen Schritten in den Kanal oder hinter die nächste Mülltonne. Nicht nur nachts durchstöbern Ratten ihr Revier auf der Suche nach Nahrung. Die Nagetiere werden auch immer wieder tagsüber gesichtet. Wenig später klingelt dann meistens das Telefon im Ordnungsamt. Vom Kreis Mettmann beauftragte Kammerjäger kümmern sich anschließend um die Pelztiere.

„Ratten sind kluge Tiere“, weiß Valentina Hajdukov vom Sondervermögen Abwasser, „und es sind keineswegs scheue Tiere.“ Eigentlich sollen Kamerafahrten durch das unterirdische Kanalnetz dafür sorgen, Schäden an unzugänglichen Rohren sichtbar zu machen. Doch nicht selten drängelt sich eine Ratte ins Rampenlicht. „Sie suchen nach schwimmenden Essensresten und werden von dem Licht angezogen. Sie schnuppern dann sogar an der Kamera. Aber es ist gut sie zu sehen, dann können wir die Kammerjäger auf die betroffenen Stellen hinweisen“, so Hajdukov.

Kleines Tier, großer Schaden

So ein kleines Tier wird unter der Erde wohl keinen großen Schaden anrichten können, oder? Doch! Wenn Löcher in den Rohren sind, fangen die Nager an, sich ihr eigenes Tunnelsystem durch das Erdreich zu graben und kommen dabei immer weiter an die Oberfläche. Die überirdische Folge: „Wenn Gehwegplatten nach unten in die Erde absacken, dann sind in den meisten Fällen Ratten und deren Tunnel daran schuld“, erklärt Valentina Hajdukov. Der in das Abwasserrohr sickernde Schmutz kann es außerdem verstopfen.

Nicht nur die Damen und Herren des Sondervermögens Abwasser müssen sich mit den krankheitsübertragenden Nagetieren herumschlagen. Auch das Heiligenhauser Ordnungsamt ist mit dem tierischen Problem vertraut. Bei Rattensichtungen muss nämlich zuerst das Ordnungsamt über den Fundort (2011 waren es immerhin 169 Meldungen) informiert werden. In vielen Fällen sind die Bürger jedoch selber schuld am unerwünschten Auftreten der kleinen Säugetiere.

Dabei gibt es klare Regeln, gerade wenn es um die Entsorgung von Lebensmitteln geht. „Es sollten keine Lebensmittel in die Toilette gekippt werden, weil die Ratten sonst die Kanäle hochkommen könnten“, sagt Kerstin Plambeck vom Bürgerbüro. Auch ein falsch angelegter Komposthaufen stellt für Ratten ein reich gedecktes Buffet dar. Gekochte Speiseabfälle, Fleisch oder Teigwaren gehören nicht in den Garten.

Komposthaufen als Buffet

Haben es sich die Ratten erst einmal gemütlich gemacht, muss sich ein vom Kreis Mettmann beauftragter Schädlingsbekämpfer ans Werk machen. Immerhin könnte ein Weibchen in einem Jahr rund 1900 Nachkommen haben, realistisch sind allerdings 500 Babys. So zahlenreich sind die Nager in Heiligenhaus jedoch nicht vertreten. Von einer Plage könne man nicht sprechen, gibt Plambeck Entwarnung.

Ein externer Kammerjäger ist dennoch nötig. Denn: „Wir können die Giftköder nicht selbst auslegen, da muss ein Spezialist ran, und der kommt vom Kreis“, so Valentina Hajdukov. Einmal pro Woche bekommt er eine Liste mit Fundorten und rückt aus. Das Gift wird so ausgelegt, dass andere Tiere es nicht erreichen können. Hat die Ratte ein Stück gefressen, dauert es zwei bis drei Tage bis sie stirbt. „Würde die Ratte sofort verenden, warnt der tote Körper die anderen, so dass sie nicht mehr vom Gift fressen“, erklärt Hajdokuv.
Vielleicht sollte man das Sprichwort „Schlau wie ein Fuchs“ noch mal überdenken.