Heiligenhaus. . Audioansagen an mehreren Heiligenhauser Bushaltestellen informieren seit einigen Monaten sehbehinderte ÖPNV-Nutzer über den Fahrplan.
„Bitte berühren“ steht an den gelben Boxen, die neuerdings an einigen dynamischen Fahrgastinformationsanzeigern (DFI) zu finden sind – nicht nur Buchstaben-, sondern auch in Blindenschrift. DFI, das sind die großen digitalen Fahrpläne, die seit April an einigen Bushaltestellen (zum Beispiel am Rathaus), in Heiligenhaus installiert wurden (die WAZ berichtete).
Viele werden sich bei den Boxen an die Anforderungstaster erinnert fühlen, die bei Betätigung der Ampel signalisieren, sie solle Grün werden. Doch fehlt beispielsweise am Rathausplatz von einer Lichtsignalanlage jede Spur. Was erwartet einen also bei einer Berührung?
Ansagen per Lautsprecher
Tatsächlich hat des Rätsels Lösung einen sehr sozialen Hintergrund. Bei Bedarf informieren die Boxen nämlich sehbehinderte Fahrgäste über den aktuellen Fahrplan, und zwar über eine Audioansage. Es gibt die aktuelle Uhrzeit und die nächsten vier Busfahrten zu hören, mit Liniennummer, Ziel und Abfahrtszeit ab der jeweiligen Haltestelle.
Die Initiative zur Errichtung solcher Anlagen – genauso wie der dynamischen Fahrgastinformationen oder von barrierefreien Haltestellen – kommt von der Heiligenhauser Stadtverwaltung.
Der konkrete Ausdruck ist übrigens „Ansagemodul mit Anforderungstaster – in schönstem Beamtendeutsch“, sagt Johannes Bachteler, Pressesprecher beim Verkehrsverbund Rhein-Ruhr, schmunzelnd. Der VRR war es auch, der Heiligenhaus bei der Errichtung der Module finanziell unterstützt hat – und das sogar zu 85 Prozent.
Mit seiner Hilfe konnte nicht nur „das Stadtbild modernisiert werden“, was Raimund Quaß, in der Abteilung Straßenbau der Stadtverwaltung tätig, als eine Auswirkung dieser Veränderung betrachtet. Auch der Blinden- und Sehbehindertenverein für den Kreis Mettmann e.V. (BSV Kreis Mettmann) hat sich sehr über die Maßnahme gefreut. „Wir sind total begeistert!“, schwärmt die stellvertretende Vorsitzende Tamara Ströter. „So etwas sollte es überall geben.“
Pioniere des ÖPNV
Die Vorrichtung würde auf jeden Fall genutzt. Schließlich sei die Ansage auch für Brillenträger und Bürger mit starker Sehschwäche eine Erleichterung. Mit so einer Unterstützung hatte beim Blinden- und Sehbehindertenverband niemand gerechnet. Umso dankbarer waren die Vereinsmitglieder dementsprechend der Stadt Heiligenhaus für so viel Eigeninitiative.
Die Ansagemodule gibt es zwar schon in anderen Städten wie Duisburg oder Düsseldorf, doch im Kreis Mettmann gehört Heiligenhaus definitiv zu den Vorreitern dieser Technik. Vier Haltestellen sind damit bislang ausgestattet: Rathaus, In der Blume, Hauptstraße und Südring. Dabei soll es auch erst einmal bleiben.
Unterm Strich profitieren von den Ansagemodulen genauso wie von den dynamischen Fahrgastinformationen in erster Linie die Heiligenhauser Bürger.
Was der Technische Beigeordnete Harald Flügge im Frühjahr diesen Jahres als „Quantensprung für den ÖPNV“ bezeichnet hat, wurde zum Quantensprung für die Bevölkerung – eine Erleichterung im Alltag, Tag für Tag.