Heiligenhaus. . Im Kreis Mettmann gibt es für Reiter trotz hoher Reiterhofdichte weder ein Wegeverzeichnis noch eine offizielle Karte.

Hatte die Familie Cartwright Lust auf einen Ausritt, musste sie 1960 einfach nur die Pferde satteln und konnte losgaloppieren. Die unendlichen Weiten lagen bei „Bonanza“ direkt vor der Haustür. In Heiligenhaus gleicht das Reitwegeangebot eher einem asphaltierten Flickenteppich. Friedhelm Reusch, Leiter der technischen Koordinationsprojekte im Kreis Mettmann möchte das ändern.

Kleine grüne digitale Pferde

Vor Friedhelm Reusch liegen dutzende bunte Mappen und Ordner auf dem Tisch. Doch das wohlorganisierte Chaos ist nichts im Vergleich zu dem, was der Leiter der technischen Koordinationsprojekte im nächsten Moment auf seinem PC-Monitor sichtbar macht. „Das ist eine Karte des Kreises und jetzt schalte ich mal alle Reiterhöfe mit dazu“, sagt Reusch.

Ein paar gezielte Mausklicks später leuchten überall auf der Satellitenkarte kleine grüne digitale Pferde auf. Die Einsteller dieser Reitställe haben eins gemeinsam: Sie wollen ausreiten. Doch momentan sieht es mit zusammenhängenden richtigen Reitwegen eher mau aus. „Viele haben eine eigene Haus- und Hofstrecke. Doch diese führen leider auch über Straßen, und eine Verbindung zwischen den Ställen gibt es oftmals auch nicht“, so Reusch.

Ein offizielles Reitwegeverzeichnis oder eine Karte gebe es nicht. Bemühungen, diese Situation zu ändern hingegen, gebe es schon seit rund zehn Jahren. Doch warum dauert es so lange, ein paar Reitwege zu schaffen? „Wir sind an manchen Stellen darauf angewiesen, die Reitwege über private Grundstücke von Bürgern zu führen.“ Manche Menschen seien aber alles andere als begeistert von dieser Idee. „Ich kann das ja auch in gewisser Weise nachvollziehen. Passiert einem der Reiter etwas, müssen die Grundstückseigner eigentlich dafür haften“, erklärt Reusch. Seit Jahren gebe es deswegen immer wieder Diskussionen.

Dazu kommt noch, dass die Bauern für einen Reitweg einen Teil ihres Feldes abgeben müssten und nicht mehr bewirtschaften könnten. Dafür gibt es allerdings die sogenannte Aufwuchsentschädigung, die aus den Reitabgaben (rund 35 Euro pro Pferd im Jahr) bezahlt wird.

Nägel mit Köpfen

Der Leiter der technischen Koordinationsprojekte möchte nun Nägel mit Köpfen machen. „Ich versuche, diese bisher nur einjährigen Vereinbarungen auf längerfristige umzustellen.“ Manchmal brauche man dazu nur ein wenig Überzeugungskraft.

Doch auch Friedhelm Reuschs eigenes „Kind“, der Panoramaradweg Niederbergbahn, hat das Projekt Reitwegenetz erst einmal zurück geworfen. „Ein Teil einer vorhandenen Reitmöglichkeit wurde dadurch unterbrochen“, erklärt Reusch. Allerdings biete der Radweg auch eine Chance. Am Görscheider Weg wird es Reitern zukünftig ermöglicht, durch eine Rampe auf den Weg, beziehungsweise auf den für Ross und Reiter angelegten parallel laufenden Reitweg, zu gelangen. „Der wird dann mit einem Geländer von Geh- und Radweg getrennt.“ Im Herbst hofft Friedhelm Reusch, den Startschuss für die ersten Baumaßnahmen des Reitwegenetzes geben zu können. Damit auch in Heiligenhaus das gewisse „Bonanza“-Feeling aufkommen kann.