Heiligenhaus. . Das Reformhaus Kaubisch eröffnet Ende des Monats eine Filiale in der Stadt. Standort wird das ehemalige Ladenlokal Heinisch an der Hauptstraße – so schließt sich eine doppelte Lücke.

Plakate in den Schaufenstern verkünden es schon: In Heiligenhaus siedelt sich wieder ein Reformhaus an. Hinter den Scheiben geht es geschäftig zu; es wird vermessen, gebohrt und gestrichen. Für Letzteres warten die Handwerker auf Debora Kaubisch, die an diesem Tag die neue Farbe aussucht. Auch draußen wird das Warten bald ein Ende haben: Für den 31. August ist die Neueröffnung geplant. Volle acht Monate wird die Stadt bis dahin kein Reformhaus gehabt haben, nachdem das von Sonja Hombitzer Ende letzten Jahres wegen der desolaten Bedingungen im Rathaus-Center aufgegeben hatte.

Diese Lücke füllen Ende des Monats die Kaubischs, allerdings an anderer Stelle: Im ehemaligen Ladenlokal Heinisch wird es künftig auf 90 Quadratmetern Lebensmittel, Naturkosmetik und Naturarzneien statt Mode zu kaufen geben. „Der Ort passt gut, weil es ein sehr altes Haus ist“, freut sich Debora Kaubisch, Mitinhaberin des gleichnamigen Unternehmens. Wobei das Haus an der Hauptstraße einige Jahre mehr auf den Mauern hat als sein neuer Mieter: 1859 wurde es gebaut, 1925 eröffnete Großvater Kaubisch sein erstes Reformhaus in Oberhausen. Dort ist heute noch der Firmensitz. Elf Niederlassungen sind seitdem hinzugekommen, Heiligenhaus wird die zwölfte sein. „Wir sind ein kleines Familienunternehmen, das filialisiert hat“, erklärt Kaubisch. Sich von großen Ketten abzugrenzen, ist ihr wichtig: „Mein Mann und ich machen das alles alleine, ohne Geschäftsführer“, betont sie.

Aber natürlich nicht ohne Mitarbeiter. Zwei sollen zum Anfang das Reformhaus an der Hauptstraße beleben, und auch die Inhaberin selbst wird zum Einarbeiten häufig präsent sein. Während ihr Mann die Stadt schon vom Rennradsattel aus vorbeifliegen sehen hat, war sie selbst bisher „noch nicht so oft“ hier, hat aber durchaus schon einen Eindruck gewonnen: „Die Ecke Woolworth ist etwas sanierungsbedürftig“, findet sie, und: „Das Rathaus-Center ist eine Katastrophe. Dort zu bleiben, wäre keine Option gewesen.“

Kunden Marktgefühl vermitteln

Debora Kaubisch kann der Heimat ihrer neuen Filiale aber auch durchaus positive Seiten abgewinnen. „Die Stadt tut etwas“, lobt sie und nennt als Beispiel die verkehrsberuhigte und mit Parkplätzen ausgestattete Hauptstraße. Und fügt hinzu: „Es macht den Standort für uns attraktiv, dass hier noch viele inhabergeführte Läden sind.“ Denn anders als in den Ketten-geprägten Innenstädten viele Großstädte legten „die Menschen hier noch Wert auf ein Marktgefühl“, und genau das will das neue Reformhaus seinen Kunden bieten.

Die kennt Debora Kaubisch schon: Seit etwa zehn Jahren betreiben sie und ihr Mann eine Filiale in Velbert, und genau dorthin zog es nach dem Aus für das Reformhaus am Ort viele Heiligenhauser. „Die Kunden haben sich massiv darüber beklagt, dass das Heiligenhauser Reformhaus zugemacht hat“, erzählt die 43-Jährige. Umso mehr freuten sie sich jetzt, dass sie in Zukunft wieder in ihrer eigenen Stadt einkaufen können.

Mit zu verdanken haben sie das Annelie Heinisch. „Ich hab’ die Kaubischs angesprochen“, verrät die Vermieterin. Schließlich wisse sie durch ihr Engagement im Stadtmarketing, „was der Stadt fehlt“. Sie scheint den richtigen Riecher gehabt zu haben: Seit die Plakate in ihren ehemaligen Schaufenstern hängen, „werde ich auf der Straße angesprochen, und die Leute bedanken sich.“