Heiligenhaus. . Karsten Kettler und Peter Gehlen gingen im Rahmen des Blitzmarathons im roten Kombi auf die Suche nach Verkehrssündern. Polizei maß auf Bürgerwunsch.

Urlaubsgepäck, Hunde, Baumarktartikel oder auch der ganz normale alltägliche Kleinkram, der sich im Auto finden lässt – in so einem Kofferraum lassen sich die verschiedensten Dinge unterbringen. Peter Gehlen und Karsten Kettler verbergen etwas ganz Besonderes im Heck ihres bordeauxroten Kombis. Freuen dürfte das andere Autofahrer allerdings nicht. Gehlen und Kettler sind nämlich von der Polizei und im Rahmen des „24-Stunden-Blitz-Marathon II“ in Heiligenhaus unterwegs.

Ein roter Blitz schießt aus dem Kofferraum des Kombis. Auch im Inneraum wird es für einen kurzen Moment hell. Ein Blick auf das Messgerät zeigt die Ursache der Erleuchtung: Der dunkelblaue Kleinwagen fuhr mit 39 Kilometern die Stunde die Rheinlandstraße entlang, erlaubt sind hier allerdings nur 30 km/h. Sofort zückt Polizeibeamter Peter Gehlen den Kugelschreiber und vermerkt den Verkehrssünder im Messprotokoll. Währenddessen macht Karsten Kettler die Kofferraumklappe wieder zu. Der Kleinwagenfahrer hat es nämlich geschafft. den Blitz trotz freier Sicht auf Polizist und Messgerät auszulösen.

Beweis auf Celluloid

Anhalten müssen Gehlen und sein Kollege Karsten Kettler das Fahrzeug nicht. Das schwarze Ungetüm im Kofferraum hat den Beweis auf Celluloid gebannt. „Wenn wir fertig sind, geben wir den Film zum Entwickeln weg. Wenn die Bilder zurück kommen, werden Fahrer und Kennzeichen vergrößert und das Foto ausgewertet“, erklärt Karsten Kettler. Drei bis vier Wochen nach dem roten Blitz landet dann ein Foto nebst Knöllchen im Briefkasten des Rasers.

Obwohl das Gerät im Kofferraum eigentlich alles von allein macht, dürfen Kettler und Gehlen sich nicht an der nächsten Pommesbude schnell was zu essen besorgen. „Das ist ein aufmerksamer Messbetrieb. Wir müssen immer sofort überprüfen, ob das Gerät einen plausiblen Messwert abgegeben hat. Deshalb gucke ich ständig in den Spiegel, wenn jemand an uns vorbeifährt“, so Karsten Kettler. Sind die Beamten nicht in der Nähe das Wagens, kann die Messung auch nicht gewertet werden.

Und schon erleuchtet der nächste Blitz die Umgebung rund um das Fahrzeug. „Das waren jetzt schon 41 km/h“, diktiert Kettler seinem Kollegen. 41 km/h liegen deutlich über dem Wert, der auf den Verkehrsschildern entlang der Rheinlandstraße zu lesen ist. Doch ab wann löst das Gerät eigentlich aus? „In diesem Fall ab 39 km/h. Wir ziehen dann noch die Toleranz von drei km/h ab“, so Kettler. Bagatellverstöße unter sechs km/h werden oftmals nicht geahndet. Die Betonung liegt hier aber auf oftmals. Einen Freifahrtschein für Verkehrssünder bietet die Rechnung nämlich nicht. An anderer Stelle kann die Grenze bei einem niedrigeren Wert angesetzt sein.

„Auf der Rheinlandstraße liefern sich die Muttis morgens ein Rennen“

Nach den Geschwindigkeitsüberschreitungen richtet sich dann natürlich auch das Bußgeld. „Manche Menschen glauben sogar, dass wir nur durch die Bußgelder unser Gehalt verdienen. Das ist nicht so“, versichert Peter Gehlen. Immer wieder werden Vorwürfe laut, die Polizei bessere mit solchen Aktionen wie dem „24-Stunden-Blitz-Marathon“ ihre Kasse auf. „Wir stehen aber nur an Gefahrenstellen wie Schulen und dort, wo uns die Bürger haben möchten“, erklärt Gehlen weiter.

Die Rheinlandstraße deckt beides ab. „Bürger haben vorgeschlagen, hier zu blitzen, weil sich die Muttis morgens immer ein Rennen liefern, wenn sie ihre Kinder zum Kindergarten bringen, und viele die Straße als Abkürzung nutzen“, sagt Kettler und lächelt. Ist die Blitzeraktion zu ergiebig, müssen die beiden Polizeibeamten die Stelle weiter im Auge behalten und von Zeit zu Zeit wiederkommen. „Bis die Leute es lernen“, so Kettler.