Heiligenhaus. . Ein Café wie ein Boot: Ute Gans serviert im Kaffee Klatsch Torten, Mittagstisch und Herzlichkeit

Freitags ist Frankfurter-Kranz-Tag im Kaffee Klatsch. „Das ist so ein Wochenendkuchen“, hat Inhaberin Ute Gans festgestellt. Zur Einstimmung auf die freien Tage gönnt man sich davon mal ein Stück, „wie er früher gemacht wurde: mit Butter und Pudding, nach einem alten Rezept meines Vaters“. Für solch schwere Kost fehlt die Leichtigkeit an den Bürotagen Montag bis Donnerstag, an denen sich viele schon ohne zusätzlichen Ballast im Bauch nur ins Büro schleppen.

Gans’ Gefühl für den Geschmack ihrer Kunden schlägt sich in der rosa eingefassten Speisekarte nieder, auf der süße und herzhafte Leckereien zum Naschen verlocken. Dazu kommen täglich wechselnde Angebote nach Gans’ Gusto. An diesem Nachmittag haben die Gäste die Wahl zwischen Stachelbeerbaiser- und Blaubeersahnetorte nebst Nussecken, Kirschstreusel und Käsekuchen. „Ich backe immer alles selbst“, betont die gelernte Bäckerin Ute Gans, und frisch: nur die Torten am Vortag, damit sie fest genug zum Anschneiden werden. „In Bäckereien bekommen die Leute heute viel fertig angerührte Buttercreme“, bedauert die Inhaberin, „Massenware kriegen sie überall.“ Aber nicht im Kaffee Klatsch.

Tische in der Farbe von Zartbitterschokolade

Hier signalisiert schon der erste Blick beim Eintreten: klein, aber fein. Wenn Köchin, Bäckerin, Kellnerin und Kassiererin in Personalunion Ute Gans gerade nicht Eier auf der Herdkante aufschlägt oder zwischendurch mal schnell den Teig für die nächste Torte abschmeckt, können Passanten auf der Hauptstraße sie durch die Fenster mit Kunden reden sehen. Bei Gesprächen über Torten, Fliesen und die Welt sitzen diese an gerade einmal einem guten halben Dutzend runder Tische, jeder in dunklem Braun gehalten. Die Assoziation mit Zartbitterschokolade lässt nicht lange auf sich warten, zumal die Verzierung in zarten Zuckergussfarben daherkommt: Jeden Tisch dekoriert ein silbern glänzender Platzteller, darauf eine gläserne Zuckerdose, ein Teelicht und ein Väschen mit einer rosa Tulpe. Natürlich frisch.

Frisch sind auch die Zutaten, die Gans auf den Tisch bringt. Eier, Gurke, Tomate, Brot und Aufschnitt gehören zur Grundausstattung ihres Kühlschranks für den herzhafteren Geschmack. Wer nichts auf der Karte findet, muss trotzdem nicht hungrig nach Hause gehen: Gern improvisiert Ute Gans ganz individuell. Grenzen setzen da nur das Fassungsvermögen des Kühlschranks und die eigene Kreativität. Auf diese Weise ist auch ein heute nicht mehr wegzudenkender Bestandteil der Speisekarte entstanden: „Ein ganz lieber Gast sagte zu mir: Mach mir doch mal was mit Tomate, Käse und Rührei.“ Stammgäste werden es erraten haben: Das Resultat heißt heute Marktfrühstück und erfreut sich großer Beliebtheit.

Die weckt das kleine Café auch schnell bei Menschen, die es noch nicht kennen – und so werden aus Gelegenheitskaffeetrinkern bald neue Stammkunden. „Die meisten kommen wieder“, sagt Ute Gans. Darauf ist sie stolz.

Seit fünf Jahren in Heiligenhaus

Wie auch auf das Kleinod, das sie aus dem Ladenlokal der Boutique gemacht hat, die vorher hier ihren Platz hatte. Schon im Februar 2006 hatte sie Kontakt zum Vermieter aufgenommen, doch zum Vertrag kam es erst ein Jahr später. So feiert das Kaffee Klatsch in diesem Jahr sein fünfjähriges Bestehen. Dafür hat die Betreiberin einiges an Arbeit und Geld investieren müssen: Das Mobiliar und neue Fliesen schaffte sie an, sogar Toiletten musste sie einbauen lassen: „Die gab es nicht.“ Bei der Einrichtung half ihr Ehemann Christoph Gans, der seine Erfahrung als Bootsbaumeister mit einfließen ließ. Und so ist das Café zwar klein, aber nicht beengt. Selbst „meine Kombüse“, wie die Chefin ihre Küche liebevoll nennt, ist zwar kleiner als die durchschnittliche Studentenküche, trotzdem findet darin alles seinen Platz. Und aus einer Durchreiche zur Theke kommt es schnell dahin, wo es hin soll – praktisch und gemütlich eben, ganz wie auf einem Boot.

Dessen Steuerfrau schwimmt inzwischen obenauf. Nach anderthalb Jahren, in denen sie versucht hatte, ein Café im Altenheim St. Josef zu betreiben, ist sie froh, dass ihr der Wind nun genug Kunden in das neue Domizil treibt. „Davon wird man nicht reich, aber man kann davon leben“, sagt sie zufrieden.