Heiligenhaus.. Ein 21-jähriges Opfer hatte Glück im Unglück: Sie wurde durch den Biss eines Kampfhundes in der Oberilp nur leicht an der Hand verletzt. Mittlerweile hat sie Anzeige erstattet. In der Notaufnahme des Klinikums Niederberg hat man ihr später gesagt, sie habe Glück gehabt, es hätte schlimmer ausgehen können.
Der Tatort: die Harzstraße in der Oberilp. Das Opfer: eine 21-jährige Heiligenhauserin. Der Täter: ein Kampfhund. Sandra M.* befand sich auf dem Heimweg vom Einkaufen, als das Tier sie anfiel. Bis gegen 12 Uhr an diesem 4. April war es ein ganz normaler Mittwoch. Bis sie auf der Straße eine Frau mit ihrem Hund passierte. „Der Staffordshire-Terrier hat mich angesprungen und gebissen“, erinnert sich das Opfer. Und: „Das hat geblutet. Ich habe vor Schmerzen gar nichts mehr gewusst.“
In der Notaufnahme des Klinikums Niederberg habe man ihr später gesagt, sie habe Glück gehabt, es hätte schlimmer ausgehen können. Wulf Rebholz, leitender Notarzt des Klinikums, bestätigt das: „Die Bisskraft ist enorm: 30 bis 70 Kilogramm pro Quadratzentimeter. Wo die Eckzähne reinschlagen, können Sie tiefe Wunden haben von einem bis anderthalb Zentimetern; das geht bis in die Muskulatur.“
„Ich will nicht, dass meine kleine Tochter auch noch gebissen wird“
Bei Sandra M. gehen die Wunden auf dem Handrücken nicht so tief, eine Woche nach dem Biss seien „nur noch Kratzer“ zu sehen. Tiefer gehen die Spuren, die der Angriff in ihrer Seele hinterlassen hat. „Ich habe Angst“, sagt sie. „Ich hatte schon immer Angst vor dem Hund. Und ich werde immer Angst vor ihm haben – erst recht jetzt, wo er zugebissen hat.“ Am meisten Angst hat sie dabei nicht um sich selbst: „Ich habe eine kleine Tochter, sie ist drei Monate alt. Ich will nicht, dass sie auch gebissen wird.“
865 registrierte Hunde leben in Heiligenhaus, 18 davon sind so genannte gefährliche Hunde nach dem Landeshundegesetz, landläufig als Kampfhunde bekannt. Sie müssen grundsätzlich an der Leine geführt werden, außerdem ist ein Maulkorb Pflicht. Absolviert – und besteht – der Hund einen Wesenstest, können diese Vorschriften gelockert werden. Der Hund darf dann zum Beispiel auch ohne Maulkorb ausgeführt werden.
Der Hund, der Sandra M. in die Hand biss, trug keinen Maulkorb. Frei zubeißen konnte er zu ihrem Glück aber auch nicht; daran hinderte ihn ein sogenanntes „Halti“. Dabei handelt es sich um eine Art Halfter, das um Hals und Schnauze des Hundes führt. Zieht der Halter an der Leine, zieht sich das Band um die Schnauze des Hundes zu.
Nur: Nach Aussage des Opfers lief der Hund „an der langen Leine“. Überhaupt könne die Besitzerin mit dem Tier nicht umgehen. Sandra M. sagt: „Sie schlägt den Hund immer, deshalb ist der auch so aggressiv.“
„Bestie an Board“ steht auf einem Schild im Auto
Eine Aggressivität, auf die die Halterin stolz zu sein scheint. „Bestie an Board“ steht auf einem Schild an ihrem Auto, hat Sandra M. beobachtet. „Ein Hundebiss ist Körperverletzung“, stellt Stefan Göbels klar, Leiter der örtlichen Polizeidienststelle. Diese Art der Körperverletzung ist in Heiligenhaus selten: „Ich bin seit drei Jahren hier. Seitdem ist mir keine Attacke eines Kampfhundes erinnerlich.“ Anzeigen wegen Hundebissen hingegen kämen „schon mal vor“. Allerdings meist mit glimpflichem Ausgang: „10 bis 15 mal im Jahr“, schätzt Notarzt Wulf Rebholz, würden Patienten im Klinikum wegen Hundebissen behandelt. Die meisten davon wurden von ihrem eigenen Hund gebissen. „Dass jemand draußen gebissen wird, ist sehr selten.“
Auch Sandra M. hat Anzeige erstattet; bei der Polizei und beim Ordnungsamt. Daraufhin wird ein Ermittlungsverfahren gegen den Hundehalter eingeleitet. Die Konsequenz für den Halter kann „zunächst mal ein Bußgeld“ sein, erläutert Günter Blum, Leiter des Ordnungsamtes. Doch die Stadt kann nötigenfalls auch dafür sorgen, „dass der Hund von Fachleuten geprüft wird“; dies geschieht in Zusammenarbeit mit dem Veterinäramt Mettmann. Außerdem könne der Eignungsnachweis des Halters noch einmal überprüft werden, so Blum weiter.
Sandra M. reichen diese Konsequenzen nicht. Der Hund, den sie bislang „täglich“ trifft, soll weg, findet sie. Und argumentiert: „Hier sind mehrere Leute, die sich beschwert haben. Ich weiß gar nicht, was ein Kampfhund im Wohngebiet zu suchen hat. Zumal hier überall kleine Kinder rumlaufen.“
Mit der Hundehalterin konnte die WAZ leider noch nicht sprechen.
*Name von der Redaktion geändert