Heiligenhaus. . Die elektronische Gesundheitskarte bleibt auch nach ihrer Einführung unter den Ärzten vor Ort umstritten.

„Behalten Sie Ihre alten Krankenkassenkarten“, bittet Kinderärztin Dr. Heidemarie Pankow-Culot. Der Grund ist rein technischer Natur. Zum einen haben nicht alle Praxen neue Kartenlesegeräte und zum anderen funktionieren sie nicht immer. Mit dieser sehr praktischen Bitte entfacht die Ärztin die Diskussion um die eCard am Ort neu und weist auf den eventuell bald freien Blick auf den gläsernen Patienten hin.

Einige Ärzte sträuben sich gegen die neue Karte – lehnen sie ab. „Wir sind nicht gefragt worden“, sagt Dr. Armgard Schaefer-Wildenburg. Die Technik sei zudem noch nicht ausgereift. Gleichzeitig „müssen wir aufrüsten und die Krankenkassen sind noch nicht soweit“, beleuchtet die Ärztin für Naturheilkunde die rein praktische Seite.

Datenschutz

„Das Hauptproblem ist der Datenschutz“, erklärt Martin Sehring. Insbesondere die Online-Bereitstellung findet der Internist gefährlich. Die Heiligenhauser Kinderärztin sieht dieses Problem genauso. Und Dr. Sven Authorsen kündigt an: „Wir werden keine Daten hinterlegen.“ Der örtliche Orthopäde gibt ferner zu bedenken, dass die Versicherung zwar die Karte herausgibt, „wir als Ärzte sollen aber die Daten einpflegen“. Damit meint er keineswegs Diagnosen oder Medikation, sondern die Adress- oder Namensänderung. „Wir können nicht jeden Umzug oder jede Heirat überprüfen.“ Das käme einer Art Bürgerbüro gleich und „überschreitet unsere Kompetenzen“. Die Heiligenhauser Kinderärztin Pankow-Culot sieht es ähnlich: „Es kann nicht sein, dass der Arzt die staatliche Aufgabe der Überprüfung übernimmt.“ Trotzdem gewinnt Authorsen der Karte eine positive Seite ab. „Das Foto macht den Ausweis fälschungssicher“, urteilt der Sportmediziner. Und Internist Martin Sehring fügt hinzu: „Wichtig gerade bei der Behandlung in Kliniken.“

Foto ist nicht Pflicht

Hingegen argumentiert Dr. Pankow-Culot: „Das Foto wird von der Krankenkasse nicht überprüft.“ Sie hat für sich selbst entschieden, ihr Foto nicht auf der eigenen Krankenkassenkarte haben zu wollen. Das geht nämlich. „Das Foto ist keine Pflicht“, erklärt die Kinderärztin, auch wenn die Bilder ab 16 Jahren gewünscht würden. Das Sozialgericht Wuppertal habe das so entschieden. Stattdessen hält die Kinderärztin den USB-Stick für eine praktikable Lösung. „Diese Idee ist getestet und vom Land Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet worden“, erklärt sie. Patienten hätten ihre Daten dabei. Internist Sehring stellt die Frage: „Was ist, wenn der Stick verloren geht?“

Einig sind sich die Ärzte: Die Gesundheitskarte, wie die Krankenkassenkarte mit Chip nun heißen soll, soll nicht ans World Wide Web anschließbar sein. Denn: Der Schritt zum gläsernen Patienten wäre dann nicht mehr weit.