Heiligenhaus. . Die Städte Heiligenhaus, Wülfrath und Erkrath gründen die Neander-Energie GmbH. Zwei Jahre dauerte die Entwicklung dieses bislang geheim gehaltenenen Projektes. Am 15. Februar entscheidet der hiesige Rat.

Die Stadträte von Erkrath und Wülfrath haben bereits einstimmig ein positives Votum abgegeben. Mittwoch nächster Woche steht die Abstimmung im Heiligenhauser Rat an: Gegründet werden soll die Neander-Energie GmbH.

„Das ist schon eine epochale Sache. Es ist das erste Mal, dass im Kreis nicht alle auseinanderstreben“, sagt Dr. Jan Heinisch angesichts einer „extrem zersplitterten Stadtwerke-Landschaft im Kreisgebiet“. Denn große Energieversorger wie RWE, Eon, Yellow Strom oder auch die Stadtwerke Düsseldorf haben sich im Kreis Mettmann längst ihre Stücke vom Kuchen gesichert, liefern Strom und Gas an die Haushalte und Unternehmen. Die Stadtwerke von Heiligenhaus, Wülfrath und Erkrath sind dagegen noch in hundertprozentigem Besitz der Kommunen.

Allerdings: Sich allein in neue Geschäftsbereiche auf dem großen Energiemarkt hineinzuwagen, bedeutet ein hohes finanzielles Risiko. „Seit einiger Zeit befindet sich unsere Stadtwerke GmbH in einem Prozess der Neuausrichtung“, berichtet Heinisch. Strategische Beteiligungen, der Verkauf von Anteilen an andere Energieanbieter – denkbar war alles. „Bei einem Gespräch mit einem ehemaligen Amtskollegen habe ich dann festgestellt, dass es den anderen Städten ähnlich geht“, erzählt der Heiligenhauser Bürgermeister.

Daran anknüpfend entwickelte Heinisch die Idee, eine gemeinsame Gesellschaft mehrerer Städte zu gründen. Erklärtes Ziel: Aufbau und Aufnahme eines Stromvertriebs. 2010 nahmen die fünf Städte Heiligenhaus, Haan, Erkrath, Mettmann und Wülfrath Gespräche auf. Zwei Jahre sollten die Verhandlungen dauern. Heinisch: „Das ist sehr komplex. So muss ein Gesellschaftsvertrag erarbeitet werden, die Beteiligungen sind zu klären, die steuerrechtlichen Gegebenheiten und die politische Steuerung.“

Energieriesen auf Kundenfang

Im Verlauf der Gespräche kristallisierte sich dann heraus: Haan möchte doch andere Wege gehen. „Und Mettmann hat von jeher keine eigenen Stadtwerke, sondern ist Konzessionsgebiet.“ Ein Gebiet, an dem selbstredend Stromanbieter jeglicher Ausrichtung gerne auf Kundenfang gehen. Auch für die neue Neander-Energie GmbH ergebe sich hier ein lohnendes Betätigungsfeld. „Wir werden uns bewerben“, sagt Heinisch.

Drei von fünf Städten stehen jetzt also kurz vor Abschluss einer bislang geheim gehaltenden Partnerschaft. „Zu früh damit an die Öffentlichkeit zu gehen, bedeutet, andere Energielieferanten auf den Plan zu rufen“, weiß Heinisch. Schließlich sei der Energiemarkt heiß umkämpft. Begehrlichkeiten in Heiligenhaus und Wülfrath zu wecken, daran lag also keinem der Beteiligten.

Drei Stadtwerke auf gleicher Augenhöhe

„Auf gleicher Augenhöhe“ begegnen sich künftig die neuen Partner, betont Heinisch. Jeder wird ein Stammkapital von 50 000 Euro einbringen. Die Gewinnzone könnte laut Businessplan sogar schon zwei Jahre nach dem Start erreicht sein. Angesprochen werden sollen alle Segmente, kleine wie große Kunden. „Im Grundtarif sind wir günstiger als RWE“, streicht der Heiligenhauser Bürgermeister schon einmal heraus.

Wenngleich RWE bei der Stadt einen Fuß in der Tür behält: zum Beispiel in punkto Straßenbeleuchtung. Dass die Stadt Gefahr laufen könnte, den Energieriesen als Sponsor von Projekten (2010: Eislauffläche auf dem Kirchplatz, Robin-Hood-Camp) zu verlieren, sieht Heinisch deshalb nicht.

Vorausgesetzt, der Ratsbeschluss am 15. Februar ist ebenfalls positiv, muss nur noch die Kommunalaufsicht der neuen GmbH zustimmen. Loslegen könne man dann im Oktober, sagt Dr. Jan Heinisch. Begleitet von einem offensiven Marketingkonzept.