Heiligenhaus. . Frost und Eiswind sorgen für Kundenschwund auf dem Markt. WAZ holt sich Tipps von kälteerprobten Beschickern.

Kalt, kälter, „Cooper“. Das Hoch sorgt nicht nur für rote Nasen, frierende Hände und taube Füße, sondern auch für rund 50 Prozent weniger Kundschaft auf dem örtlichen Wochenmarkt. Ein eisiger Wind bläht immer wieder die Planen am Obst- und Gemüsestand der Familie Rottmann auf. Die Rottmanns versorgen die Heiligenhauser Kunden seit vielen Jahrzehnten mit Äpfeln, Kiwis und Co. An einem Eistag wie gestern sind jedoch deutlich weniger Käufer auf dem Rathausplatz anzutreffen. Rund 50 Prozent, schätzt Julia Rottmann, die sich selbst in den „Zwiebel-Look“ Gekleidet hat. Aber nicht nur die Menschen benötigen derzeit ein dickes Fell, auch einige Waren mögen den Frost nicht. „Bananen, Kartoffeln und Salate sind besonders kälteempfindlich“, sagt die 26-Jährige. Ihren Stand haben die Obst- und Gemüsehändler deshalb gut mit Planen und Decken eingepackt. Bitterkalt ist es trotzdem, während sich die Marktkunden mit vitaminreichem Obst und Gemüse für die kalten Tage versorgen.

Von rund 50 Prozent weniger Kunden spricht auch Joachim Kindler von der Bäckerei Heidrich. Für den Verkaufsstand am Rathausaltbau war gestern ein besonders schlechter Tag. Auf den hat sich der Verkäufer kleidungstechnisch aber auch besonders gut vorbereitet. Kleine, weiße Atemwölkchen bilden sich vor seinem Mund, als er seine Kleidungsschichten aufzählt. „Vier Jacken“, sagt er schließlich. Und eine Thermohose. Der Liebestöter darunter darf bei der Kälte natürlich auch nicht fehlen. Warme Handschuhe trägt er nicht, die würden ihn nur bei der Arbeit behindern.

Heißer Tee ist immer dabei

Von einem ganz schlechten Markttag spricht Dennis Leckebusch. Seit einem Jahr verkauft der Wuppertaler an seinem Stammplatz vor dem Pflegedienst Kiebeler Wurst und Schinkenwaren aus dem Ammerland. In fünf Schichten Kleidung hat sich der junge Mann gepackt, heißen Tee dabei und einen Tipp für alle parat, die es bei eisigen Temperaturen nach draußen treibt: „Schuhe mit dicken Gummisohlen.“ Die meisten Füße steckten bei dem Wetter in zu dünnem Schuhwerk.

Johannes Donath hat sich warm eingepackt. Der Rentner ist Stammkunde auf dem Wochenmarkt. Zweimal die Woche erledigt er auf dem Rathausplatz seine Einkäufe. Bei Wind und Wetter. Mit steifen Fingern sucht er Kleingeld aus seinem Portemonnaie, während Jolanta Warzocha von der Schlesischen Landbäckerei ihm ein Landbrot über die Theke des Verkaufswagens schiebt. Auch sie beklagt einen starken Kundenrückgang. „Aber die Schlesier sind harte Menschen“, sagt sie und zwinkert ihrem Stammkunden zu.

Weniger dramatisch sieht es in Sachen Kundenschwund bei Gerd Otto Wieschermann aus. „20 bis 30 Prozent weniger Kunden“, schätzt der Geflügelverkäufer. „Schnee und Eis sind schlimmer. Da bleiben die älteren Kunden ganz weg“, sagt er. Die Verkäuferinnen in seinem Stand können sich über eine Heizung freuen. „Das Fleisch wird hier vor Ort geschnitten. Mit kalt gefrorenen Händen geht das nicht“, sagt Wieschermann. Seine Kunden nutzen bei Kälte gerne die Bestell-Hotline. Dort geben sie ihre Wünsche direkt an das Verkaufspersonal durch und müssen die bereitgestellte Waren nur noch abholen.

Morgens den Heizstrahler angeschmissen

Ein Kommen und Gehen herrscht trotz der Kälte am Eierstand von Landwirt Johannes Winken. Der Heiligenhauser hat seine Waren schon um kurz nach sechs in der Frühe aufgebaut. „Minus acht Grad waren es da“, sagt er. Deshalb hat er seinen kleinen Stand nahezu winddicht verpackt und einen Heizstrahler angeschmissen. Sobald er alleine in seinem Zelt ist, stellt er sich ganz dicht davor. Seit 24 Jahren verkauft der Landwirt auf dem örtlichen Wochenmarkt. Nur zweimal musste er passen: Sturm und Blitzeis machten den Eierverkauf unmöglich.

Auch gestern machte sich die Wetterlage in seiner Kasse bemerkbar. „Seit die Sonne da ist, läuft es aber etwas besser“, sagt Johannes Winken. Das Thermometer in seinem Zelt kratzt währenddessen an der Null-Grad-Marke.