Heiligenhaus. . Gerüchte deuten auf Tochterunternehmen eines Rüstungskonzerns hin. Die Firma selbst schweigt dazu.
„Es geht Richtung Asien“ – so viel lässt sich der neue Betriebsratsvorsitzende von Kiekert, Uwe Höhndorf, immerhin entlocken über den Käufer, der das Heiligenhauser Unternehmen wohl übernehmen wird. Konkreter wird Michele Dattaro, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Velbert: „Die Verkaufsgespräche konzentrieren sich nur noch auf ein chinesisches Unternehmen.“ Auch Höhndorf bestätigt: „Die Gerüchte fokussieren sich auf einen Käufer.“
Im Gegensatz zu den Verantwortlichen nennen die Gerüchte einen Namen: Lingyun. Dabei handelt es sich um ein Tochterunternehmen des chinesischen Konzerns Norinco, der unter anderem in der Rüstungsindustrie tätig ist. Höhndorf gibt zu, dass Lingyun auf der Liste möglicher Investoren steht: „Dieser Name ist sicherlich einer davon.“ Dattaro will Lingyun als Käufer nicht bestätigen – dementiert aber auch nicht.
Der Heiligenhauser Standort könnte verkleinert werden
Kiekert produziert schon heute auch an einem Standort in China. Welche Konsequenzen das in Zusammenhang mit einem Verkauf an Lingyun nach sich ziehen könnte, ist unklar. Eine Schließung des Heiligenhauser Firmensitzes schließt der Gewerkschafter Dattaro aber aus: „Es gibt keine Verlagerungskonzepte. Die Gesellschafter stehen zu diesem Standort.“ Auch Höhndorf sagt: „Der Standort hier soll nach Möglichkeit erhalten bleiben, inklusive der Produktion“, und verweist auf die Standortsicherung, die noch bis Ende des Jahres gilt. Die IG Metall sieht Kiekert auch darüber hinaus vor Ort verankert: Eine Verlagerung oder Verkleinerung „würden wir nicht mitmachen“, kündigt Dattaro an.
Doch zumindest auf eine Verkleinerung könnte die Übernahme durch den chinesischen Käufer hinauslaufen, verlautet aus informierten Kreisen. Während vor Ort Arbeitsplätze abgebaut werden sollen, würden Einstellungen künftig nur noch im Ausland erfolgen. Tatsächlich lief im Oktober und November 2011 in Heiligenhaus ein Abfindungsprogramm, das nach Aussagen Uwe Höhndorfs „50 bis 60“ Mitarbeiter genutzt haben. Weder diese Form des Ausstiegs noch Kündigungen seitens einiger Angesteller hätten aber mit dem Verkauf zu tun.
Kiekerts Kunden wollen sich zu dem Thema nicht äußern
Unterdessen sorgt die geplante Veräußerung für Verunsicherung nicht nur bei den Mitarbeitern vor Ort, sondern auch bei Kiekerts Kunden. Wie ein Informant dieser Zeitung mitteilte, sei ein wichtiger Auftrag bereits verloren. Der Betriebsratsvorsitzende Höhndorf bestreitet das allerdings: „Bisher hat keiner unserer Kunden Konsequenzen gezogen. Das würden wir sofort erfahren.“ Kiekerts deutsche Kunden BMW und die Volkswagen AG wollten sich auf WAZ-Anfrage dazu nicht äußern.
Die Politik des Schweigens verfolgt weiterhin auch Kiekerts Unternehmenssprecher Sven van Zoest. Eine Anfrage der WAZ erbrachte lediglich die Antwort: „Wir sind weiterhin in Verhandlungen mit einem ausgewählten Interessentenkreis. Zum Verlauf der Verhandlungen, Vertragsinhalten oder zu den jeweiligen Interessenten können und dürfen wir keine Auskunft geben.“
1040 Mitarbeiter des Unternehmens vor Ort dürfen erst im April oder Mai auf nähere Informationen hoffen. Dann tagt der Aufsichtsrat das nächste Mal.