Heiligenhaus. . 2015 kommt das Aus für die Quecksilberlampe. Heiligenhaus hat die Umstellung auf effizientere Technologie schon geschafft – im Gegensatz zu vielen anderen Städten.
Vielen Städten macht sie Angst, Heiligenhaus kann ihr gelassen entgegenblicken: der EU-Richtlinie, nach der ab dem 1. Januar 2015 keine Quecksilberlampen mehr verkauft werden dürfen. Während etliche Kommunen dann im Dunkeln zu sitzen drohen, strahlt in Heiligenhaus nicht nur das Licht, sondern auch die Miene der Verwaltung. Der Grund: Die Stadt hat der Quecksilber-Beleuchtung schon längst den Stecker gezogen.
„Quecksilberlampen haben wir in Heiligenhaus nicht mehr“, bestätigt Michael Krahl, Leiter des Fachbereichs Technik und Straßenbau. Im September wurde am Parkplatz des Kant-Gymnasiums die Letzte gegen die modernere Natriumdampflampe ausgetauscht. „Eine kleine Kommune ist da handlungsfähiger“, erklärt Krahl, warum Heiligenhaus seiner Zeit voraus ist.
Denn die Stadt ist einer der Vorreiter unter den deutschen Städten. „Bei uns hat die CO2-Einsparung nicht erst angefangen, als das hipp war“, schmunzelt Krahl. Bereits 1997 wurde der Energiebeirat gegründet, in dem Vertreter aus Politik, Verwaltung, Stadtwerken und RWE sitzen. Krahl erläutert dessen Aufgabe wie folgt: „Da wurden Konzepte erarbeitet, wie man von dem hohen Stromverbrauch runterkommen kann.“
1,3 Millionen Kilowattstunden verbrannten in Heiligenhaus 1999 in 2456 Laternen. Deren Zahl ist seitdem auf 2619 gestiegen, der Stromverbrauch hat sich im gleichen Zeitraum um fast 30 Prozent reduziert. Der Grund dafür leuchtet nicht nur auf, sondern auch ein: Ein Umstieg von Quecksilber- auf Natriumlampen spart ein Drittel Energie ein. „Wir wollten vermeiden, dass der Etat immer weiter nach oben geht“, erklärt Krahl den Einsatz fürs Stromsparen. Der hat sich finanziell durchaus gelohnt – wenn auch nicht so wie erhofft: Statt neben Strom auch Geld zu sparen, musste die Stadt immerhin nicht draufzahlen. Die angepeilte Einsparung wurde allerdings durch die gestiegenen Strompreise aufgefressen.
Würde die Stadt ihre Politik des frühzeitigen Umstiegs fortsetzen und in Zukunft nur noch LED-Lampen anknipsen, könnte sie noch mehr Strom sparen. Bis zu 60 Prozent Energieersparnis gegenüber Natriumdampflampen wären drin. Doch in die Technologie der Zukunft müsste erst einmal investiert werden. Je nach Alter und Technikstand würde eine Umrüstung der Natriumdampflampen auf LEDs zwischen 150 und 450 Euro pro Stück kosten. Bei knapp 2800 Leuchten könnten so im teuersten Fall 1,2 Millionen Euro fällig werden.
Es wäre eine Investition mit Risiko. Denn, sagt Thomas Stöcker vom RWE Regionalzentrum Neuss, mit dem Heiligenhaus in Sachen Strom zusammenarbeitet: „Kein Energieversorger kann mit Sicherheit sagen, wie wartungsfreundlich LEDs sind.“ Im Zweifel könnte also hinter der neuen, hellen Technologie eine düstere, teure Zukunft drohen. Auch über die Lebensdauer der modernen Lampen gibt es noch keine gesicherten Daten – dazu sind sie schlicht zu jung. Genau das aber ist ein wesentlicher Punkt für die Entscheidung der Stadt. Krahl: „Man muss rechnen: Wann hat sich so eine Leuchte amortisiert?“
Und so beleuchten den neuen Panoramaradweg noch Natriumdampflampen, während das Neubaugebiet Grün Selbeck in LED-Licht erstrahlt. Dort ist, so Krahl, die „Experimentierfläche“ der Stadt: „Wir müssen unsere Erfahrungen damit machen.“ Immerhin steckt in der LED noch jede Menge Potenzial, während die Natriumdampflampen technisch nahezu ausgereizt sind. Und so ist der Fachbereichsleiter Technik sicher: „Die Zeit arbeitet für die LED.“
Einstweilen ist und bleibt der Lichtstandard in Heiligenhaus der der Natriumdampflampe. Thomas Stöcker kann diese Entscheidung nachvollziehen: „Natriumdampflampen sind nach wie vor ausgereizt, verkehrssicher und effizient.“