Heiligenhaus. .
Die Diagnose ist für die Betroffenen erst einmal ein Schock: Obwohl Rheuma nicht akut lebensbedrohlich ist, kann es die Lebensqualität erheblich einschränken, weiß Ingrid Sunder-Plassmann (60) von der Deutschen Rheuma-Liga. „Es gibt viele verschiedene Arten von Rheuma, und einige sind schon heftig“, sagt die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Velbert/Heiligenhaus.
Auf die Situation der Erkrankten will die Rheuma-Liga am heutigen Welt-Rheuma-Tag, der unter dem Motto „Aktiv gegen den Rheumaschmerz“ steht, aufmerksam machen. „Mancher muss damit leben, nicht mehr spazieren gehen oder tanzen zu können“, sagt Ingrid Sunder-Plassmann. Hinzu komme, dass die meisten Kranken für den Rest ihres Lebens Medikamente nehmen müssen. „Einige davon sind so stark, als ob man eine Chemotherapie machen würde. Da haben viele Probleme mit.“
An die 400 unterschiedliche entzündliche und degenerative Erkrankungen sind unter dem Oberbegriff „Rheuma“ zusammengefasst, von denen die rheumatoide Arthritis wohl die bekannteste ist. Im Anfangsstadium, sagt Ingrid Sunder-Plassmann, sei die Erkrankung für Außenstehende noch nicht zu erkennen. „Die Krankheit verläuft schubweise, man sieht es den Leuten nicht an.“ Vor allem jüngere Betroffene, die noch mitten im Berufsleben stehen, würden auch nicht wollen, dass ihre Erkrankung öffentlich wird. „Das ist der Karriere ja nicht unbedingt förderlich.“
Die Handstellung verändert sich
Doch auf Dauer würden sich Hände und Füße verändern. „Man kann nicht mehr richtig laufen, jede Bewegung schmerzt – und man sieht es den Leuten an“, beschreibt Ingrid Sunder-Plassmann. Irgendwann verändere sich auch die Handstellung, „dann kann man nicht mehr normal eine Gabel halten, sondern braucht Hilfsmittel.“
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Umso wichtiger sei es, betont die Leiterin der Selbsthilfegruppe, dass die Krankheit möglichst früh diagnostiziert werde. „Das wäre besser für manchen Patienten, dann ginge es vielleicht manchem besser. In Heiligenhaus und Velbert gibt es aber leider keinen internistischen Rheumatologen“, bemängelt sie. Deshalb müssten Erkrankte in die Nachbarstädte ausweichen: „Die Wartezeit auf einen Termin beträgt sechs bis acht Wochen – Minimum.“ Bei der Therapeutensuche behilflich sein kann die Selbsthilfegruppe der Rheuma-Liga.
Außerdem bietet sie für Betroffene Wasser- und Trockengymnastik an. „Aktiv bleiben und sich bewegen, das ist das Einzige, was Erkrankte selbst tun können“ , sagt Ingrid Sunder-Plassmann. „Wir bieten eine Warmwassergymnastik in 32 Grad warmem Wasser an, die von speziell ausgebildeten Physiotherapeuten durchgeführt wird. Das tut den meisten sehr gut.“ Allerdings würden die gesetzlichen Krankenkassen diese Therapie nur noch für ein, zwei Jahre zahlen. „Aber die Hälfte unserer Mitglieder macht das als Selbstzahler weiter.“
Selbsthilfegruppe informiert
Ingrid Sunder-Plassmann selbst leidet unter Fibromyalgie, die ebenfalls dem Formenkreis der rheumatischen Erkrankungen zugeordnet wird. „Bei dieser Erkrankung sind Gelenke und Muskeln betroffen“, erzählt sie. „Und leider ist es eine Erkrankung, die noch immer nicht ernst genommen wird.“ Oft würden die Betroffenen in die Psycho-Ecke gepackt. „Man schickt sie von Pontius zu Pilatus, versucht, sie in irgendeine Schublade zu stecken – dabei haben sie wahnsinnige Schmerzen.“ Da gebe es noch viel zu tun für die Rheuma-Liga.