Heiligenhaus. .

Eine Freizeitaktivität muss nicht immer sportlicher Natur sein, um wirklich Spaß zu machen. Und nein, Playstation spielen oder Chatten ist hier nicht gemeint. WAZ-Mitarbeiterin Kirsten Gnoth stattete der Modellbaugemeinschaft Abtskücher Stauteich einen Besuch ab und erkannte die Sucht in Sachen filigranes Arbeiten.

Schon als Kind hatte ich ein Faible dafür, Sachen selbst zusammenbauen zu wollen – ganz weit vorn natürlich die herrlich bunten Legosteine. Doch eine Eigenschaft machte mir immer wieder einen Strich durch die Rechnung: Geduld. Ob der berühmte Faden, an dem das Ganze hängt, reißt, werde ich gleich mal ausprobieren. In der recht großen Werkstatt des Modellbauvereins angekommen, wartet auch schon Arbeit auf mich. „Als erstes können Sie das Polizeiboot wieder flott machen“, sagt Heiko-Thorsten Kaiser, Jugendwart des Vereins. Kinderspiel, denke ich mir und pappe die Sirene in Gedanken schon mit Sekunden-Kleber wieder an das Boot. Dass plötzlich zwei Tuben Kleber vor mir auf dem Tisch liegen, lässt die imaginäre Gedankenblase über meinem Kopf unsanft platzen.

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Von DerWesten

„Um die Sirene festzukleben, müssen wir erstmal den Zwei- Komponenten-Kleber anmischen“, erklärt Kaiser. Also aus jeder Tube ungefähr gleich viel in ein Schälchen quetschen und ordentlich durchrühren. Jetzt beginnt der wirklich schwierige Teil. Die dünne Sirenen-Antenne muss an das Schiff geklebt werden, und dabei ist jede Menge Fingerspitzengefühl gefragt. Plötzlich kommen mir die zehn Greifwerkzeuge an meiner Hand unglaublich unbeweglich und überdimensional groß vor. „Ja, das Modellbauen hat viel mit Feingefühl zu tun“, sagt Kaiser, der mir über die Schulter schaut und sieht, wie ich langsam, aber sicher an der Antenne verzweifle.

Mittlerweile kleben eher meine Finger am Polizeiboot als die Sirene. Endlich, sie hält! „So schief stand die Antenne vorher aber nicht.“ Also noch mal neu ansetzen und schnell die gerade Sirene mit Klebeband fixieren. „Auch wenn es mal länger dauert, dass Gefühl, wenn es geklappt hat, ist super“, findet der Jugendwart. Stimmt, irgendwie ist es schön, ein Ergebnis sehen zu können.

Die nächste Aufgabe ist nicht weniger knifflig. Am Holzboot von Harald Leiterritz, 2. Vorsitzender des Vereins, muss noch eine Reling angebracht werden. „Das Holzteil mit Leim bestreichen und dann ansetzen“, erklärt Leiterritz. Leichter gesagt als getan. Das eine Ende muss ich mit einer Klammer fixieren, während ich den anderen Teil mit der Hand andrücke. Das klappt schon besser. Mit ein bisschen Übung macht Modellbau auf einmal richtig Spaß, und ich bekomme langsam Lust auf mehr.

„Das Schöne ist auch, dass man sich viel untereinander austauscht und den anderen hilft“, so Kaiser. Und wenn der ehemalige Puzzlekasten dann später mal übers Wasser schippert oder durch die Luft fliegt, kann man den Stolz auf seine Arbeit nicht mehr leugnen. „Man sieht relativ schnell die Erfolge“, findet Kaiser. Modellbau schult ungemein die Fingerfertigkeit und übt in Geduld. Mein Faden ist jedenfalls reißfester geworden.