Heiligenhaus. .

Erst sorgte der US-Politiker Anthony Weiner via Twitter mit Fotos seiner ausgebeulten Unterhosen für ungewollte Publicity. Nun folgte ihm der schleswig-holsteinische CDU-Spitzenkandidat Christian von Boetticher mit einer Facebook-Affäre mit einer 16-Jährigen. Politiker gehen im Web 2.0 nicht nur auf Stimmenfang. Doch was treiben Heiligenhauser Politiker im interaktiven Netz? Die WAZ-Redaktion ging auf Datensuche bei Facebook, Twitter und Abgeordnetenwatch.de.

Dr. Jan Heinisch

Der Bürgermeister präsentiert sich auf Facebook bescheiden ohne Titel und mit kurzer Hose. Die verlinkten Profile verraten vor allem eines: seine Liebe zu Feuerwehr und CDU. Außerdem gefallen ihm die von Stadt-Logo-Designer Sven Hornscheidt entworfenen T-Shirts. Auf Twitter und Abgeordnetenwatch hält sich Heinisch bedeckt: nichts zu sehen.

Peter Kramer

Gar nichts zu sehen ist vom SPD-Fraktionsvorsitzenden Peter Kramer: Im Web 2.0 ist er noch nicht angekommen.

Stefan Okon

Der WAHL-Mann ist ein weiterer unter den Heiligenhauser Spitzenpolitikern, der dort ebenfalls nicht auftaucht. „Im Zweifel ist mir das zu viel“, erklärt er. „Ich weiß nicht, ob man zum Beispiel bei Facebook sein ganzes Privatleben ausbreiten muss.“ Potenzial räumt er den Social Media dennoch ein: „Das ist eine gute Art, sich gerade bei jüngeren Leuten Multiplikatoren aufzubauen.“

Reinhard Schulze Neuhoff

Noch auf dem Weg ins interaktive Netz scheint FDP-Mann Reinhard Schulze Neuhoff zu sein. Auf Facebook findet sich zwar ein Profil, es fällt aber karg aus. Nur ein weiteres Profil hat Schulze Neuhoff verlinkt: „Robin Hood im Paradies“, das internationale Jugendkulturcamp in Heiligenhaus im Rahmen von Ruhr.2010. Das allerdings war letztes Jahr und wurde von seinem Sohn Henrik organisiert. Bei Twitter und Abgeordnetenwatch lässt sich Schulze Neuhoff nicht blicken.

Andrea Schetter

Gar nicht grün ist Andrea Schetter den Sozialen Medien. Im Web 2.0 ist die Kreisverbands-Sprecherin aus dem Ortsverband Heiligenhaus nicht zu finden.

Dr. Wilhelm Droste

Facebook und Twitter haben es dem CDU-Landtagsabgeordneten für Heiligenhaus nicht angetan. Dafür können ihm Wähler bei Abgeordnetenwatch auf den politischen Zahn fühlen. Dort notiert er auch, an welchen Abstimmungen er sich mit welchem Votum beteiligt hat.

Kerstin Griese

Die SPD-Bundestagsabgeordnete für den Kreis Mettmann Nord surft ganz vorne mit auf der Web-2.0-Welle: Bei Facebook füllen ihre Interessen den ganzen Bildschirm. Ihren mehr als 2300 Freunden verrät sie zum Beispiel, dass sie musikalisch auf die Toten Hosen, Coldplay und Robbie Williams steht. „Die Wähler dürfen ruhig auch mal was Menschliches über ihre Abgeordneten erfahren“, findet Griese.

Bei Twitter wird es noch persönlicher. So zwitscherte sie am 13. August aus dem Urlaub in St. Peter Ording: „Sonne, du unbekanntes Wesen, welcome <3“ – als web-erprobte Nutzerin mit dem Online-Zeichen für ein Herz. Näher lässt sie ihre Follower aber nicht an sich heran: „Ich würde nie etwas völlig Privates schreiben.“ Überhaupt nutze sie die Sozialen Medien „zu 80 Prozent politisch“. Zu den Eurobonds-Plänen riet sie Angela Merkel am Montag: „Liebe Kanzlerin, schlag doch zwei Fliegen mit einer Klappe: echtes Engagement für Europa und die FDP los werden.“ Ihre Datenfreude lässt sich auch an ihrer Seite auf Abgeordnetenwatch ablesen: um genau zu sein, an 218 Fragen und Antworten.

Peter Beyer

Bei Facebook bekennt sich der CDU-Bundestagsabgeordnete für den Kreis Mettmann Nord zu italienischen Opern, Depeche Mode und Udo Lindenberg. Außerdem verrät er: „Ich kaufe oft zu viel bei Amazon.de.“ Mit einer Verknüpfung zu Karl-Theodor zu Guttenbergs Profil beweist er Treue auch über die Plagiats­affäre hinaus.

Trotzdem sagt Beyer: „Mit solchen Neuen Medien muss man sehr verantwortungsvoll umgehen.“ Er selbst nutze Facebook daher nur „sehr dosiert“. Politische Anfragen, die ihn über dort erreichen, beantwortet Beyer per E-Mail. „Das ist sicherer und seriöser.“

Nicht nur dosiert aktiv, sondern passiv unterwegs ist Beyer bei Twitter: Sein letzter Eintrag datiert vom 29. Januar 2010. Interessanter geht es bei Abgeordnetenwatch zu. Dort stellt sich Beyer den Fragen seiner Wähler, wenn auch nicht allen. Dafür punktet er in Sachen Offenheit, wenn es ums Geld geht: Als Nebeneinkünfte durch anwaltliche Tätigkeit gibt er 1000 bis 3500 € monatlich an.