Heiligenhaus. .

Gärtner – kein Beruf ist der Natur näher. Das findet Dagmar Herrenbrück-Fernau. Sie führt gemeinsam mit ihrem Ehemann Hans die Friedhofsgärtnerei an den Friedenstraße. Schon ihr Vater war Gärtner und arbeitete bei Wind und Wetter auf dem Friedhof. Für die Inhaberin der Friedhofsgärtnerei erfüllte sich mit der Ausbildung im grünen Beruf ein Traum. Deshalb kann sie kaum nachvollziehen, dass in diesem Jahr keine einzige Bewerbung im Briefkasten der Gärtnerei steckte.

Dagmar Herrenbrück-Fernau sitzt an ihrem Schreibtisch im Hinterzimmer des Ladens und schüttelt den Kopf. „Vielleicht wollen die jungen Leute nicht mehr körperlich arbeiten“, sucht sie nach einer Erklärung. Gärtnern ist körperlich anstrengend. Gärtner müssen wetterfest sein, Gärtner machen sich die Hände schmutzig. Das schreckte bisher auch oft junge Frauen ab. Bisher hatten die Fernaus nie Probleme bei der Suche nach einem Azubi. Tobias Rosenberger zum Beispiel gehört seit seinen ersten Lehrtagen zum Team. 2003 hat er die Abschlussprüfung gemacht, wurde anschließend übernommen. „Die Arbeit an der frischen Luft und in Eigenregie macht Spaß“, sagt er.

Grüne Welle ist vorbei

In der Gärtnerei am evangelischen Friedhof werden seit den 60er Jahren Jugendliche zu Friedhofsgärtnern ausgebildet.Damals gehörte der Betrieb noch zur evangelischen Kirchengemeinde. Vor 15 Jahren wurde das kleine Unternehmen privatisiert.

Sieben Festangestellte und vier Saisonkräfte ziehen heute Pflanzen, bepflanzen Grabschalen, pflegen Gräber und binden Kränze. „Ein Friedhofsgärtner ist eine Mischung aus Landschaftsgärtner, Topf- und Zierpflanzen-Gärtner und Florist“, erklärt die Fachfrau. In den 80er Jahren habe es einen wahren Boom in den grünen Berufe gegeben. Doch die grüne Welle sei längst vorbei. Das lässt sich nicht zuletzt an den fehlenden Bewerbungen in ihrer Gärtnerei ablesen.

Wer sich jedoch ab 1. September in der Friedhofsgärtnerei ausbilden lassen möchte, muss nicht nur den sprichwörtlichen grünen Daumen haben. „Die Fähigkeit, mit Menschen umzugehen, ist sehr wichtig“, sagt Dagmar Herrenbrück-Fernau. Bei der Beratung von Trauernden sei schließlich besonders viel Fingerspitzengefühl gefragt. Denn ein Friedhofsgärtner beschäftigt sich nicht nur mit der Aufzucht und Pflege von Pflanzen, auch die Beratung von Kunden spielt eine wichtige Rolle.

Ein Beruf voller Leben

„Einen guten Hauptschulabschluss sollte der Bewerber haben“, sagt Dagmar Herrenbrück-Fernau weiter zu den Anforderungen, die sie an einen Azubi hat. Bei den Mathematik- und Deutschnoten sieht sie außerdem genauer hin. Ein Lehrling, der Spritzbrühen ansetzen und Flächen berechnen wolle, dürfe in Mathe schließlich keine Niete sein. Wer die Fernaus von sich überzeugen kann, wird für drei Lehrjahre in den Gewächshäusern, auf den Friedhöfen und im Geschäft angelernt. Dabei lernt er nicht nur Pflanzen anzuziehen und zu vermehren oder Gräber zu bepflanzen und zu pflegen. Das Binden von Sträußen und Trauerkränzen und der Verkauf der Bindereierzeugnisse gehören ebenso zum Tagesgeschäft wie der Verkauf von Dienstleistungen.

Theorie bei so viel Praxis gibt es im Blockunterricht in der Berufsschule. Entlohnt wird der angehende Gärtner im ersten Lehrjahr mit 450 Euro, im zweiten Jahr gibt es 500 Euro, auf 570 Euro steigert sich der Verdienst im letzten Jahr. Nach bestandener Abschlussprüfung sehen die Übernahmemöglichkeiten bei den Fernaus gut aus.

„Gärtner ist ein Beruf voller Leben“, schwärmt Dagmar Herrenbrück-Fernau. Sie hofft, dass sich vielleicht doch noch jemand findet, der ihre Begeisterung für den Job an der frischen Luft teilt. Bewerbungen an: Friedhofsgärtnerei Fernau, Friedenstraße 19, Infos unter 02056/3570.