Heiligenhaus. .

Der Urlaub ist für sie die schlimmste Zeit des Jahres. Worauf Herrchen und Frauchen Monate lang hin arbeiten, ist für ihre vierbeinigen Begleiter der pure Stress. Für viele tierische Reisende steht dieses Jahr außerdem noch ein Extra-Besuch beim Tierarzt an. Denn seit dem 3. Juli gilt in allen EU-Ländern für Hunde, Katzen und Frettchen Chip-Pflicht.

Schäferhundmischling Shiva ist das Lesegerät nicht ganz geheuer, mit dem Tierärztin Dr. Anja Brune ihr auf den Pelz rückt. „Alle Hunde werden auf der linken Halsseite gechipt“, sagt sie, während sie das Gerät zielsicher dorthin führt. Es ähnelt den Detektoren, mit denen Flughafenangestellte Reisende auf der Suche nach verborgenen Metallteilen abtasten. Brune berührt die Hündin noch nicht, da piept es schon: gefunden! Allerdings keine Nagelfeile oder ein verstecktes Messer, sondern gleich einen ganzen Hund.

Personalausweis für Tiere

Denn der Chip ist eine Art Personalausweis für Tiere. Parallel zum Piepton leuchtet auf dem Display von Brunes Lesegerät eine 15-stellige Nummer auf. Die ersten drei Ziffern bezeichnen das Herkunftsland – in Shivas Fall verrät die 972 ihre ungarische Heimat – die folgenden zwölf Stellen „sind eine fortlaufende Nummer“, erklärt Anja Brune. Bei der Einreise in ein fremdes Land kann der Zöllner anhand der Zahlenfolge kontrollieren, ob der Hund an der Leine zu den Papieren in der Hand des Besitzers passt – oder ob er versucht, das Tier unter falscher Identität einzuschmuggeln. „Papier ist geduldig, da können Sie viele Aufkleber draufkleben“, weist Brune auf eine Schwäche des alten, chipfreien Verfahrens hin. Der Haustierausweis ließ sich verhältnismäßig einfach manipulieren; der Chip soll Fälschungen verhindern.

Ist die Chip-ID zusätzlich bei einer Datenbank wie dem Deutschen Haustierregister in Bonn hinterlegt, kann jedes Tier eindeutig seinem Halter zugeordnet werden. Meldet der Tierarzt ein Findeltier „sind innerhalb von einer halben Stunde die Besitzer informiert und können es abholen“. Auch Besitzer können ihren vermissten Liebling dort melden.

Tollwut-Impfung ist Pflicht

Der Chip ist etwa so groß wie ein Reiskorn. Foto: H.W. Rieck / WAZ FotoPool
Der Chip ist etwa so groß wie ein Reiskorn. Foto: H.W. Rieck / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool

Abgesehen vom Chip ist für reisewillige Vierbeiner innerhalb der Europäischen Union nur die Tollwut-Impfung Pflicht, und das noch nicht einmal überall. Brune präzisiert: „In den umliegenden Ländern brauchen Sie im Prinzip nur eine Leine und einen Hund.“ Dafür sind andere Länder wie Großbritannien strenger und verlangen über die Standards hinaus eine Gesundheitsbescheinigung sowie die vom Tierarzt bestätigte Entwurmung und den Floh- und Zeckenschutz.

Wer sein Tier mit in den Urlaub nehmen möchte, dem rät Anja Brune von südlichen Gefilden ab: „Alles nördlich der Alpen ist tiergerechter, weil es da nicht so warm ist.“ Außerdem sollten die Halter dafür sorgen, dass ihr vierbeiniger Liebling möglichst nüchtern auf Reisen geht, regelmäßig Wasser bekommt und der Trip immer mal wieder unterbrochen wird.

Am Mittelmeer lauern tödliche Krankheiten

Die Tierärztin selbst ist kein Freund von tierischer Urlaubsbegleitung. „Kein Tier sollte verreisen.“ Denn was für den Besitzer Erholung bedeutet, ist für seinen pelzigen Mitreisenden anstrengend. Außerdem ist das Traumziel des Menschen unter Umständen ein Alptraumland für Tiere. Besonders das Mittelmeer als Reiseregion sei kritisch, warnt Brune: „Da gibt es eventuell Infektionskrankheiten, die wir hier nicht haben und die unter Umständen auch nicht heilbar sind. Teilweise können sie sogar zum Tod führen.“