Heiligenhaus. .

Kennen Sie eigentlich all ihre Nachbarn? Das viele von Ihnen diese Frage mit „Ja“ beantworten, ist noch relativ wahrscheinlich. Die Anzahl der Ja-Sager sinkt bei der Frage, ob Sie alle Menschen aus ihrem Stadtteil kennen, drastisch. Und weil das so ist, gab es bei der „Open Space“-Veranstaltung im Familienzentrum Nonnenbruch erst einmal Namensschilder für alle. In den Arbeitsgruppen musste man sich so nicht erst noch vorstellen.

Open-Space klingt als Anglizismus super, aber nur wenige Leute wissen wirklich, was dahinter steckt. Ein „offener Raum“ – hmmm, in der deutschen Übersetzung wird das Ganze nicht unbedingt verständlicher. Open-Space muss man sich wie den berühmten „runden Tisch“ vorstellen. Viele Menschen kommen zusammen und suchen gemeinsam nach Lösungen für Probleme. Bei der Open-Space Variante bilden sich verschiedene Arbeitsgruppen, die zusammen an einem Thema arbeiten. Initiiert wurde das Projekt von Vertretern der Caritas und des Familienzentrums.

Es gibt die Schmetterlings- und Hummeltypen

Es gibt verschiedene Mitmach-Typen. „Die Hummeln, die ein Thema bis zuletzt aussaugen und die Schmetterlinge, die von Gruppe zu Gruppe fliegen“, erklärt Moderator Klaus Rogge. Kurzum: Man darf auch von einem runden Tisch aufstehen und sich einen neuen suchen. Doch bevor die Nonnenbrucher herausfinden können, ob sie eher eine Hummel oder ein Schmetterling sind, sollen sich die Teilnehmer zunächst kennen lernen. „Ich möchte die Veranstaltung mit zwei Murmel-Runden beginnen“, sagt Rogge. Fragende Blicke. Gemeint sind aber nicht die kleinen Kugeln, sondern das leise Sprechen. Murmeln eben. „Jeder sucht sich zwei Partner und erzählt ihnen, wie man persönlich in den Nonnenbruch gekommen ist“, erklärt der Moderator. Doch so recht in Bewegung setzt sich erst mal niemand. Die freiwilligen Helfer der Caritas machen also den Anfang und verwickeln die Menschen in Gespräche.

Nach dem kleinen Aufwärmtraining geht es an die eigentliche Arbeit. Arbeitsgruppen sollen sich finden. „Bitte nehmen Sie sich einen Zettel und schreiben dort ein Thema drauf, das Sie besprechen wollen – denn hier sind die Bürger die Experten und nicht diejenigen, die für den Stadtteil verantwortlich sind“, sagt Rogge und schmunzelt. Jugend-Fachbereichsleiter Thomas Langmesser, Bürgermeister Dr. Jan Heinisch und Bürgervereinsvorsitzende Angelika Binkowski-Nimmert, „machen bestimmt lange Ohren“, vermutet der Moderator. Der erste Bürger der Stadt weiß jedenfalls um die Qualität solcher Veranstaltungen: „Wir haben gute Erfahrungen mit Open-Space in Oberilp gemacht. So gewinnt man immer neue Ideen und auch neue Mitstreiter.“ Tatsächlich? „Ja, die Menschen solidarisieren sich mit ihrer Idee, wollen, dass sie auch so umgesetzt wird und dafür arbeiten die meisten dann selbst daran mit“, freut sich Heinisch.

So könnte zum Beispiel bald das Nahverkehrs-Problem im Stadtteil angehen. „Ein Bürgerbus der durch den Nonnenbruch fahren soll, ist im Gespräch“, sagt Angelika Binkowski-Nimmert, erste Vorsitzende des Bürgervereins. Das wird die Arbeitsgruppe sicher freuen. Und jetzt, wo man sich warm gemurmelt hat, dürften es in den anderen Arbeitsgruppen rund um die Stadtteilverschönerung oder den Nonnenbruch-Blog, sicher auch bald nur so vor Ideen sprudeln.