Im Kurzkrimi von Arnd Federspiel spielt der Abtskücher Stauteich eine bedeutende Rolle. Die WAZ begegnete dem Autor von „Jenseits von Heljens“ am Ort des Geschehens.

Der Tote lag auf dem noch taufeuchten Weg, der rund um den Abtskücher Teich verlief. In einiger Entfernung ragte hinter ein paar Bäumen der Wehrturm aus dem 16. Jahrhundert auf. Da hat sich unser Opfer aber einen romantischen Ort zum Sterben ausgesucht, dachte Jansen.

Heiligenhaus als Schauplatz eines grausigen Verbrechens? Zumindest in der Fantasie von Arnd Federspiel, seines Zeichens Krimiautor. „Jenseits von Heljens“ heißt seine Kurzgeschichte, die im Sammelband „Schicht im Schacht“ jetzt druckfrisch im Juni erschienen ist.

Wir treffen den Autor an seinem „Tatort“, am Ufer des Abtskücher Stauteichs. Wo er denn die Leiche genau verortet hat, die sein Kommissar Jansen untersuchen muss? Federspiel nimmt Augenmaß, peilt den Wehrturm an, greift zur dargebotene Kreide und zeichnet die Umrisse:

Der Mann lag auf dem Rücken, die Arme erschlafft neben sich, das linke Bein angewinkelt.

„So ungefähr kommt’s wohl hin. Nicht schön, aber selten“, befindet der Autor über seine Malerei und wir entschließen uns zu einem Rundgang um den Teich. Den er übrigens sehr genau kennt.

Geboren wurde Arnd Federspiel zwar in Oberhausen, aufgewachsen ist er allerdings in Heiligenhaus. Er besuchte die Grundschule Unterilp, absolvierte 1985 das Abitur am Kant-Gymnasium. An Schriftstellerei war kein Gedanke. Ein Brotberuf – Jurist – sollte es sein. In Gießen studierte er Rechtswissenschaften und Anglistik, arbeitete in New York und Los Angeles – aber „mein Herz gehörte der Schauspielerei“. In London nahm er Schauspielunterricht, hat seitdem kleinere Engagements, „ohne festen Vertrag“. Seit 2002 verdient Federspiel seinen Lebensunterhalt deshalb nicht nur als Schauspieler, sondern übersetzt auch – und schreibt. Schon in seiner Gießener Zeit entstanden erste kriminale Kurzgeschichten – mit Lokalkolorit.

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Von DerWesten

„Irgendwo muss ein Krimi ja spielen“, sagt der 45-Jährige und bekennt freimütig: „Eigentlich bin ich nicht so ein großer Fan von Regiokrimis.“ Dass man in seiner Heljenser Kurzgeschichte durchaus Orte und auch Ortsgeschichte wiederfindet, nimmt er schmunzelnd zur Kenntnis. Für den Wahl-Essener liegt’s ein bisschen in der Natur der Sache: „Es ist der Ort meiner Kindheit und Jugend. Da hat man halt eine besondere Beziehung zu. Und meine Eltern wohnen noch immer hier, so dass ich halt regelmäßig am Stauteich vorbeikomme. . .“ Keine Frage, dass seine Kurzgeschichte in Heljens spielen sollte, als Herausgeber H.P. Karr ihn um einem Beitrag für „Schicht im Schacht“ bat.

Federspiel ist neu im Autorenkreis der „Mordlandschaften“ (Verlag KBV). „Man kennt sich halt vom Krimi-Stammtisch Ruhr“, berichtet der Vater zweier Kinder und Gatte einer „kritischen Erstleserin“ seiner literarischen Tötungsdelikte. Die Figur des Kommissars Jansen hält Federspiel für ausbaufähig. „Es hat mir sehr viel Spaß gemacht“, sagt der Autor, der 2011 seinen ersten Roman „Bei Hitze Mord“ veröffentlicht hat. Eine weitere Story, die in Heiligenhaus ihren Anfang nimmt, gebe es bereits, verrät er, als wir wieder am Wehrturm angekommen sind.