„Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein“, sang anno 1974 Reinhard Mey. Das dachte sich auch Karl-August Grone und fing in jenem Jahr mit seinem Flugschein an. Seit 36 Jahren ist der Heiligenhauser seinem Hobby treu und steigt immer wieder gern in die Propellermaschine.
Ganz im Gegensatz zu WAZ-Mitarbeiterin Kirsten Gnoth. Der wird schon bei dem Gedenken ans Fliegen ziemlich mulmig. Trotzdem ging sie mit Grone in die Luft und testete, ob auch Menschen mit Flugangst zum Hobbypiloten werden können.
„Ich tanke noch mal eben voll“, begrüßt mich Karl Grone mit einem freundlichen Lächeln auf dem Flugplatz Meiersberg. Ich erwidere das Lächeln eher krampfhaft. Schon seit drei Tagen schlafe ich ziemlich unruhig und denke ständig an den Flug – wohl ist mir dabei nicht gerade.
Flughöhe: 1500 Fuß
Dann ist die rot-weiße Propellermaschine startklar. „Treten Sie beim Einsteigen auf den schwarzen Streifen am Flügel.“ Vorsichtig setzte ich einen Fuß auf die Tragfläche und steige ins Cockpit. Mit einem Ruck zieht mein Flugbegleiter das Dach zu und startet den Propeller. Mein Herz macht einen Sturzflug in meine Fußsohlen. Während Karl Grone ans Ende der Startbahn rollt, überprüft er noch einmal die Instrumente. Mit gezielten Handgriffen kippt der Hobby Flieger Schalter um, drückt rote Knöpfchen und zieht Hebel – und von jeder Sorte gibt es im Cockpit mindestens zehn Stück.
Freizeitangebote: Über den Wolken
Die Stunde der Wahrheit. Wir sind am Ende der Startbahn. Und als ich die Augen wieder aufmache, schweben wir schon über den Dächern von Heiligenhaus. „Ich habe schon rund 6020 Starts und Landungen absolviert“, rechnet Grone mir vor. Nach einiger Zeit haben wir die passende Flughöhe erreicht: 1500 Fuß (und gut 200 Stundenkilometer). Und dort oben ist es ungeahnt windig. Das Propellerflugzeug wird immer wieder nach links und rechts gedrückt. „Das ist die Thermik. Aber kein Problem, das Flugzeug gleicht das wieder aus“, erklärt Grone das Ruckeln, „aber wir steigen noch etwas höher, dann wird es besser.“
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Über dem Essener Baldeney See entspannen sich meine verkrampften Hände auch wieder und ich kann das Vogelgefühl für einen Moment genießen. Solange, bis ich die alles entscheidende Frage stelle. „Wie steuert man das Flugzeug überhaupt?“ „Probieren Sie es doch selbst aus“, kommt prompt die Antwort meines Piloten. Lange Zeit zu widersprechen habe ich nicht, denn Grone hat den Steuerknüppel schon losgelassen. „Sanft nach vorne drücken, dann sinken wir.“ Ich bin wohl nicht sanft genug, denn plötzlich geht es schneller abwärts, als mir lieb ist. Das Gefühl im Magen: Als würde man mit einer Achterbahn den Berg runterfahren. Reflexartig ziehe ich den Steuerknüppel zu mir und wir steigen wieder. Eigentlich ist es gar nicht so schlecht, selbst fliegen zu können wie ein Vogel – und für den Rest des Rundflugs entspanne ich mich sogar ein wenig.
Wenn man erst einmal rund 1600 Flugstunden so wie Karl Grone absolviert hat, funktioniert es auch mit der Flugangst.