Heiligenhaus. .
In eine Telefonzelle gehen, das ist in Heiligenhaus bald nicht mehr überall möglich. Die Telekom plant sieben von 23 Einheiten im Stadtgebiet abzubauen.
„Sie sind wenig rentabel für uns und werden wenig bis gar nicht mehr genutzt“, sagt André Hofmann, ein Pressesprecher der Telekom. Betroffen sind die herkömmlichen geschlossenen Telefonzellen. „Die Demontage dürfte noch in diesem Jahr erfolgen“, teilt Bürgermeister Dr. Jan Heinisch mit.
Filmszenen, in denen die Darsteller in verschlissenen Telefonbüchern blättern, Münzen einwerfen, während draußen der Regen gegen die mit Graffiti besprühten Fenster prasselt, spielen sich hier bald nicht mehr ab. „Das ist schade“, findet Inge Grolla. Sie telefoniert gerne und regelmäßig in Telefonzellen. Im Zeitalter des Handys eher eine Seltenheit. „Ich glaub ich hab‘ noch nie in meinem Leben eine benutzt“, gesteht Sven Zimmlinghaus. Der Jugendliche könnte sich aber durchaus eine Situation vorstellen eine Telefonzelle zu benutzen: „Zum Beispiel, wenn man mal keinen Empfang hat.“ Da braucht man dann aber auch das Glück, genau in diesem Augenblick ein Telefonhäuschen neben sich zu haben.
„Ich glaub’ ich hab’ noch nie im Leben eine benutzt“
„Ich habe meine Telefonzelle immer in der Tasche“, sagt Petra Klotzek und deutet auf ihr Handy. Heinz Dieter Landwehr weiß gar nicht mehr, wann er das letzte Mal ein Telefonhäuschen benutzt hat: „Puh, das ist ewig her!“
Ein Großteil der verbleibenden 17 Einheiten in Heiligenhaus ist in den vergangenen Jahren fast unbemerkt in offene „Phonestations“ umgebaut worden. Keine Privatsphäre, keine abgegriffenen Telefonbücher, es regnet rein – alles in Rosa und trotzdem irgendwie kalt.
Vorbei sind die Zeiten, in denen die bulligen Zellen das Stadtbild prägten. „Schade, diese kleinen gelben Fleckchen haben irgendwie dazu gehört“, findet Horst Peto.
„Mobilfunkqualität ist grundsätzlich zufriedenstellend“
Auch in der Politik beschäftigt man sich mit dem Thema. Die Junge Union schreibt in einem offenen Brief, dass die Telekom plane alle Telefonzellen abzubauen. „Das ist völliger Quatsch“, sagt André Hofmann von der Telekom. Des Weiteren fordert die JU eine Verbesserung des mobilen Internets, speziell in der Innenstadt: In der heutigen Zeit gehöre es zum Standard überall schnelles Internet zu haben. Das sieht auch Bürgermeister Heinisch so: „Die Mobilfunkqualität in Heiligenhaus ist zwar grundsätzlich zufriedenstellend, aber es gibt auch einige Bereiche, insbesondere bezüglich des mobilen Internets, die dringend der Nachbesserung bedürfen.“