Heiligenhaus. .

Burghard Knoll ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Nachteule. „Gute Ergebnisse erziele ich nur, wenn die Temperaturunterschiede besonders groß sind“, berichtet der 56-Jährige. So kann es passieren, dass der Diplom-Ingenieur bis in die frühen Morgenstunden im Heiligenhauser Stadtgebiet unterwegs ist und Häuser durch sein Objektiv beäugt. Sein Ziel: Energielecks auf die Spur kommen.

Seine Profession ist die Energieberatung, sein bevorzugtes Hilfsmittel die Wärmebildkamera. Sie wandelt die für das menschliche Auge unsichtbare Wärmestrahlung eines Objektes oder Körpers (Infrarotbereich) auch aus größerer Entfernung mit Hilfe von Spezialsensoren in elektrische Signale um. Thermografie nennt man das. Damit kann Knoll unter anderem Wärme- und Kältebrücken an Häusern erkennen.

Zwischen 30 bis 40 Heiligenhauser Kunden betreut der Ratinger Ingenieur in der für diese Tätigkeit bevorzugten kalten Jahreszeit (Außentemperatur bis zehn Grad plus). Der Kontakt kommt meist über die hiesigen Stadtwerke zustande. „Angesichts steigender Energiekosten wollen immer mehr Hauseigentümer einfach wissen, was sie tun können“, sagt Marcus Meuersmorp, seines Zeichens Energieberater bei den Stadtwerken. Er empfiehlt Knolls Dienste, wenn die Kunden über eine normale Beratung hinaus einmal Schwarz auf Weiß haben wollen, wohin ihre Heizungswärme entfleucht – oder besser Rot auf Blau. Denn die thermografischen Bilder (in der Regel sechs Aufnahmen) sind extrem bunt.

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„Helle Farben geben die Wärme wieder, dunkle die kalten Oberflächen“, erläutert Knoll. Klassische Schwachpunkte an Häusern sind die Fenster und Rollladenkästen sowie die Türen und das Dach. „Auch sieht man von außen gut, wo innen die Heizkörper sitzen“, stellt der Experte immer wieder fest. „Weil in diesen Mauernischen fast immer die Dämmung fehlt.“

Dämmung ist das Stichwort. Während sich das Nischen-Manko schnell mit Folie aus dem Baumarkt in Eigenleistung beheben lasse, müssten Hausbesitzer allerdings einiges an Geld in die Hand nehmen, um größere Leckagen sinnvoll und dauerhaft zu beheben. „Hier ist eine eingehende Beratung notwendig“, rät Knoll von Schnellschüssen ab. Dies gelte vor allem für frisch gebackene Häuslebauer, die kontrollieren wollen, ob ihr Bauunternehmen tatsächlich das zugesicherte Niedrigenergiehaus erstellt hat. Knoll: „Dazu bedarf es eines gerichtsverwertbaren Gutachtens.“

Das könne eine Thermografie allein nicht leisten. „Sie ist nur ein Baustein in der Mängelerfassung.“ Aber ein wichtiger. Denn: „Erst wenn man sieht, wo die Energie verloren geht, kann man handeln.“