Eine Aussage wie „Du bist die rote Box da drüben!“ oder die Frage „Bist du verdrahtet?“ sind typisch für Ingo Thus – allerdings nur, wenn man ihn kennt und beobachtet.
Ist er einem gänzlich unbekannt, eilt ihm sein Ruf voraus. Thus wird in der – zumindest Heiligenhauser – Musikszene hoch gelobt. Ehrliche Anerkennung schwingt in den Worten der Musiker mit, die die Fertigkeiten und das Engagement des 47-jährigen Tontechnikers nicht müde werden zu betonen.
„Spatzel, das Problem ist. . .“ fängt Thus einen Satz an, der sein Gegenüber, den Musiker, auf eine andere Fährte locken soll, sprich ihn korrigieren will. Eine andere Form der Kritik: „Irgendwie musst du die mal stimmen, das ist ja furchtbar.“ Ingo Thus will als Tontechniker sein Ziel erreichen – einen optimalen Sound. Dafür muss er feinfühlig agieren; zum einen in der Sprache gegenüber den Musikern und zum anderen in der Drehung seiner Knöpfe am Mischpult. Der Klang hört sich beim Soundcheck noch gänzlich anders an, als wenn der Ort des Konzertes mit Publikum gefüllt ist. Thus weiß das einzuschätzen.
Doch wie hat es angefangen? „Mit 14 während der Sommerfreizeit der Evangelischen Jugend“, erklärt er. In zwei Wochen konnte er einen Pink-Floyd-Song auf der Gitarre spielen. „Mit 15 habe ich mir kein Moped gewünscht, sondern eine E-Gitarre mit Verstärker“, schwärmt er. In verschiedenen Bands mit Namen wie „Axel Schweiß und die Deodoranten“ oder „Liveforum 28“ hat er gespielt. Ein Drumcomputer, den er ab 1987 zur Verfügung hat, gibt den Startschuss für die Tontechnik. Eigentlich wollte er bis dahin noch Sozialpädagoge werden und die Bandbetreuung als Nebenbeschäftigung betreiben. Mit dem Entschluss „Tontechniker über die klassische SAE-Ausbildung zu werden“ beendet er seinen Weg als aktives Bandmitglied.
Bandbetreuung bleibt
Die Bandbetreuung bleibt – bis heute. Aktuell in einem Thread zu lesen: „Der Knöppekurbler/Audiochronist/Produzent/Kabel- & Steckerverwalter dieser talentierten Kapelle erkennt endlich seinen Mix wieder. Nix mehr mit „plärrverzerr“ bei den Videos. . . gut so!“ Thus motiviert, freut sich mit den Musikern, wenn es klappt. „Ich helfe für lau im Proberaum, dafür ist mir die Musik zu wichtig.“ Trotzdem sieht er sein künstlerisches Handwerk des Tonmischens nur zu 50 Prozent als Musiker. „Entweder betrachten sich die Tontechniker zu 70 Prozent als Musiker“ erklärt er „oder zu 70 Prozent als Techniker“. Er versucht die Balance zwischen Musik und Technik zu halten.
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Ein wenig ungehalten wird der jung wirkende Mann, wenn es um die Technik geht: „Die Musiker kaufen sich teure Geräte und die Kabel vom Wühltisch“, schimpft er vorsichtig. Er beschreibt damit aber auch die „Demokratisierung der Tontechnik“, denn „die ist nicht mehr so schweineteuer“. Umsoweniger versteht er den Kauf schlechter Kabel.
Keine schlechten Kabel, bitte!
Thus Markenzeichen sind Fahrradhandschuhe – die braucht er, wenn er Kabel durch die Hände zieht – und auch zu später Stunde immer einen Becher Kaffee – schwarz. „Es gibt ein Alkoholverbot für Audiotechniker“, erklärt er seine Stringenz.
Der „Schallereignis-Sortierer“ wie er sich im Thread nennt, macht Spaß, hat Spaß und bringt Spaß. Dabei vergisst er die Ernsthaftigkeit der Musik nie. Ein Profi mit lockerem Umgang.