Heiligenhaus.

Aus den Augen, aus dem Sinn. Ein Motto, das viele Anhänger hat. Bei manchen Dingen sollte man aber schon mal genauer hinschauen. Ein Blick in die Abwasserleitungen unter dem eigenen Haus können sich lohnen – und sind für Heiligenhauser Hauseigentümer bis 2022 Pflicht. Die privaten Hausanschlüsse von Teilen der Haupt- und Jahnstraße (im Bereich der geplanten Umgestaltung) sollen bis zum Ende dieses Jahres auf ihre Dichtheit überprüft werden.

Für alle, die sich vorher noch nie mit diesem Thema beschäftigt haben, ein kleiner Überblick: Durch Schäden in den Rohren kann Abwasser vom Hausanschluss ins Grundwasser sickern. Die Prüfung gibt Aufschluss darüber, ob die Kanäle unter dem Haus noch dicht und standsicher sind. An sich ist eigentlich eine einfache Sache. Vom Prinzip her fast wie eine Darmspiegelung. „Unternehmen XY spült die Kanäle mit Hochdruck oder Wasser aus, damit sie sauber sind, bevor die Kamera hineinfährt. Diese liefert dann Videoaufnahmen vom Kanalnetz“, erklärt Götz Siepmann, Mitarbeiter des Sondervermögens Abwasser. Zum Schluss werden diese Aufnahmen vom Unternehmen gesichtet und mögliche Mängel markiert und dokumentiert. Anschließend stellt die Firma ein Zertifikat aus, ob das System dicht ist oder eben nicht.

Was die TV-Kamera, die aussieht wie ein kleiner Dackel, da so zu Tage bringt, ist manchmal haarsträubend. Besonders auf bauliche Mängel achten Siepmann und seine Kollegen. „Das sind zum Beispiel Risse, Scherben und Würzeleinwüchse im Kanal, aber auch ganze Rohrabrisse“, erklärt Siepmann, was oft vom Hauseigentümer unerkannt im Erdreich schlummert. Diese Mängel müssen saniert werden, die Kosten trägt (genauso wie für die Dichtheitsprüfung) der Hauseigentümer.

250 bis 500 Euro

Bei Preisen von 250 bis 500 Euro allein für die Prüfung werden manche Leute nicht glücklich über den Brief vom Sondervermögen Abwasser sein. Die Frage nach dem Sinn wird aufkommen. „Erst mal geht es um den Umweltschutz, wenn Abwasser ins Grundwasser sickert“, so Siepmann und weiter: „Zudem können kaputte Kanäle für eine Verstopfung sorgen, so dass man irgendwann sonntags mit Gummistiefeln durch den überfluteten Keller waten muss.“

Einige Videos und Zertifikate sind schon bei Götz Siepmann, Valentina Hajdukov und Felicitas Heimann eingetrudelt. „Manche Eigentümer haben von der Dichtheitsprüfung gehört und diese jetzt schon zusammen mit ihren Nachbarn machen lassen, obwohl sie erst 2016 dran wären“, so Hajdukov.

5000 Anschlüsse

Das Stadtgebiet wurde vorab in Bereiche aufgegliedert, die nach und nach an der Reihe sind. Als erstes sind die Eigentümer von Häusern entlang der Haupt- und Jahnstraße im Bereich der geplanten Umgestaltung gefragt. Dann sollen parallel die Zuleitungen der Kleinkläranlagen und anderen Gebiete Prüfungen durchführen. Kein Grund als Hausherr in Panik zu geraten. Die genauen Fristen für die einzelnen Straßen werden noch per Post (mit dem Gebührenbescheid) bekannt gegeben. Oder sind jetzt auch schon im Internet zu finden. „Bis wir 2022 mit allen rund 5000 Anschlüssen fertig sind und wieder von vorne anfangen können“, sagt Götz Siepmann. Eine Wiederholungsprüfung ist nämlich immer im Rhythmus von 20 Jahren fällig.