Heiligenhaus. .
„An der Blockflöte bin ich gescheitert“, erzählt Bernd Liffers. „Ich wollte mit sieben Jahren Klavier spielen.“ Seine Eltern waren nach dem untalentierten Start an der Flöte vorerst nicht bereit, das Blasinstrument gegen ein teures Tasteninstrument auszutauschen.
Berührend zurückhaltend holt der Organist seine Erinnerungen zurück, berichtet über seine Suche nach einem Klavier auf dem Sperrmüll. Letzten Endes „hat meine Oma ein schlechtes Klavier in einer Kneipe aufgetrieben“. Er bekam Unterricht. Das war der musikalische Beginn.
Seine religiöse Laufbahn begann selbstverständlich im Alltag, da seine Eltern und Geschwister in seinem Heimatort Krefeld-Uerdingen in der katholischen Kirchengemeinde aktiv waren. Er ist dort groß geworden.
Die Schnittmenge des Musikers und Christen fand sich erstmals, als Liffers zehn Jahre jung war. Er durfte bereits den Schlüssel der Heimatkirche holen und dort alleine Orgel spielen. Der Organist war sein Lehrer. Dieser hatte großes Vertrauen in seinen Schüler. Vertrauen strahlt der 52-jährige Liffers heute ebenfalls aus – und Zuverlässigkeit.
Mehrere Monate des intensiven Übens katapultierten ihn noch als Zehnjährigen auf die Position des Organisten. Der Schüler Bernd durfte seinen Lehrer im Gottesdienst vertreten. Mit 16 Jahren verließ er die Schule, ging nach der Mittleren Reife, wollte kein Abitur machen. Stattdessen zog es ihn in die Großstadt, nach Düsseldorf.
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Die Auswirkungen der 1968er, die Freiheit der Großstadt gegenüber der gefühlten Spießigkeit auf dem Lande trieben ihn in die damals große weite Welt. Dort, das wusste er, konnte er ohne Abitur Kirchenmusik studieren. „Natürlich hätte ich es gemacht, wenn es Voraussetzung für das Studium gewesen wäre.“ Noch immer, nach über 35 Jahren, drückt Liffers Dankbarkeit aus, dass seine „Eltern seinen Auszug getragen haben“.
Bereits mit 17 Jahren – während des Studiums – fand er seine erste Stelle in Kalkum, lebte dort in einer Kindergärtnerinnen-Wohnung. Nach dem Studium fand er eine Stelle als Kantor in der Andreaskirche in der Düsseldorfer Altstadt. Seine Augen strahlen, als er aus dieser Zeit berichtet. Die dominikanische Klostergemeinschaft beeindruckt ihn noch heute. Sein katholischer Werdegang endete dennoch dort.
Ein großer Bruch gekoppelt mit Arbeitslosigkeit folgte. Bernd Liffers erzählt es gefasst, fast selbstverständlich. Diese Zeit, in der er viel Orgel spielte, scheint ihn geprägt zu haben.
Nach fünf Jahren fand er eine Zwei-Drittel-Stelle in der evangelischen Matthäi-Gemeinde, ebenfalls in Düsseldorf. „Es war für mich eine kleine Aktion zu konvertieren.“ In Heiligenhaus arbeitet er seit neun Jahren. Es gefällt ihm sehr, wieder in einer Kleinstadt zu arbeiten, das menschlich enge Miteinander tut Liffers gut. Trotzdem genießt er es, in seiner Wahlheimat Düsseldorf zu leben.
„Ich bin in der evangelischen Kirche angekommen“, erzählt er, was auch „an den Menschen hier liegt“. Dann setzt er sich an die Orgel in der Alten Kirche. Seine Füße flitzen über die Pedale. Seine Finger sausen über die Tasten. Er spielt ein Stück des Komponisten Diedrich Buxtehude, ein Lehrer Bachs. Das gefällt ihm, weil der Musiker des Barocks ein „Komponist mit Überraschungseffekten ist“. Sitzt man alleine in der Kirche und hört ihm zu, wird das Gefühl vermittelt, jemand spielt zu Gott. Trotz der etwas fetzigen Barockmusik klingt sein Spiel ehrwürdig.
Bernd Liffers wirkt und bewirkt in der evangelischen Kirchengemeinde viel. Aber er redet nicht viel darüber. Das macht ihn so sympathisch.