Heiligenhaus. .
Einige wenige Einblicke in das Leben eines Feuerwehrmannes konnte Tatjana Otto bereits als Kind erhaschen. Doch für unsere Serie „Eine Stunde. . .“ wollte sie es genauer wissen. So schlüpfte die WAZ-Mitarbeiterin in die Rolle eines „Feuerwehr-Lehrlings“ und ließ sich von Wehr-Profi Patrick Polkläser durch die Wache an der Friedhofsallee führen. Sie durfte hinter die Kulissen der „Alltags-Helden“ blicken.
Empfangen werde ich von Polli, der in Wirklichkeit Patrick Polkläser heißt. Vom Eingang aus geht es direkt zu seiner Wirkungsstätte, der Atemschutzwerkstatt. „Hier werden die Atemmasken gereinigt und geprüft, schließlich sind sie unsere Lebensversicherung“, erklärt er. Meine Blicke wandern umher, auf die Atemmasken und zurück. Schwer vorstellbar, so etwas im lichterlohen Feuer zu tragen. Und als ob Polli, der gelernter Gas- und Wasserinstallateur ist, meine Gedanken lesen kann, bietet er mir an, eine der Masken auszuprobieren. Und zugegebenermaßen – warm ist es auch schon ohne Feuer.
Wie kann man es aushalten, oft auch riskante Einsätze zu haben?„Also, ich persönlich bin mit der Feuerwehr aufgewachsen. Mein Vater war auch schon in der Feuerwehr und ich trete in den meisten Dingen ziemlich genau in die Fußstapfen meines Papas. Aber klar, man ist sich jedes Mal bewusst, dass man sein Leben aufs Spiel setzt. Zu Hause denkt man schon manchmal darüber nach, dass es auch hätte anders ausgehen können“, sagt Polkläser Junior. „Adrenalin spielt eine große Rolle. Du stehst in dem Augenblick einfach unter Spannung.“
Einmal in Uniform darf ich auch in einem der Einsatzwagen hinterm Steuer Platz nehmen. Auf der Drehleiter geht es mit meinem Begleiter für den Tag in die Höhe – auch hier wird mir bewusst: Seine eigene Angst sollte man als Lebensretter im Ernstfall im Griff haben.
Jeder Feuerwehrmann hat einen anderen Zuständigkeitsbereich, erfahre ich, als wir uns in die Schlauchwerkstatt aufmachen und die gut sortierten Rollen in Augenschein nehmen. „Da gibt es noch die Funkwerkstatt, die für die Meldeempfänger verantwortlich sind. Oder die Kfz-Zuständigen“, erläutert Polli. Und auch Brandschutz und Rettungsdienst sind abgedeckt.
Fragt man Kinder nach „Helden des Alltags“, kommen neben Mama und Papa meist Ärzte und Feuerwehrleute vor. Und berechtigt finde ich diesen Status allemal. Polli bleibt indes bescheiden, erzählt lächelnd: „Einmal hat eine Mama ihr Baby im Auto gehabt und die Tür ist zugefallen – nur Baby und der Autoschlüssel befanden sich noch im Inneren. Und als wir dann ganz vorsichtig das Baby rausgeholt haben, und die Mutter uns in die Arme fiel, das ist einfach ein tolles Gefühl“, findet der 25-Jährige.
Alle zwei Wochen haben die Freiwilligen Wehrleute einen Übungseinsatz. Dabei lerne man sich als Menschen besser kennen, sagt Polli. „Man merkt, mit wem man gut zusammenarbeiten kann. Denn im Einsatz muss man sich blind vertrauen können.“