Heiligenhaus. .

Vor Wochen schon war er ausverkauft: Wilfried Schmickler. Am Mittwoch und Donnerstag lockte er jeweils über 150 Leute in den Club. „Liebe Isenbügeler, Abtskücher, Wassermangeler“, begrüßte er sein Publikum und gab vor ihnen seinen neues Programm „Weiter“: einen gewohnt bösen Rundumschlag durch politische und gesellschaftliche Klopper der vergangenen Monate. Thema war natürlich auch Sarrazin: „Überall Thilo. . .“ Schmickler will davon nichts wissen. Dass er kein „Kalifat Dütschlünd mit 25 Millionen Restdeutschen in Reservaten“ fürchtet, ließ er deutlich durchblicken.

„Sie wissen nicht was und sie wissen nicht wie, sie wissen nur, dass irgendwas irgendwie geschehen muss, weil ansonsten ist Schluss“, warf Schmickler den Regierenden vor. So ziellos wie sie kam auch er vom Hölzchen aufs Stöckchen. Die hohlsten Zitate seiner Lieblingsfeindin Merkel trug er zusammen. Und malte die Geburstagsparty aus, die sie seinerzeit für Deutsche-Bank-Chef Ackermann ausrichtete: „Subventionstopfschlagen, Goldeiersuchen und Geldsackhüpfen und dann durfte Ackermann Merkel persönlich die Augen verbinden – zum Blinde-Kuh-Spielen“.

„Jeder nimmt sich den Wert, den er gerade braucht“

„Jeder nimmt sich den Wert, den er gerade braucht.“ Unser Schland als Patch-Wert-Land. So bissig kennt man Schmickler. Über die Hetze von Focus und Bild gegen die Griechen regte er sich auf: „Da wird Diogenes in der Tonne verrückt!“ Gier und Neid machte er verantwortlich für derartig missgünstige Attacken. Und kam von dort zum weltweiten Wachstum, vor allem der Schwellenländer. „Wer nimmt denn wenig, wenn er viel kriegen kann?“, fragte er und regte damit Gedanken über Deutschlands Doppelrolle in der Weltwirtschaft an: einerseits mittendrin im Zwang mitzuwachsen, andererseits interessiert an wirtschaftlicher und ökologischer Nachhaltigkeit. „Die Chinesen steigen lachend in ihren neuen Audi Protzo. Und wir kommen mit unseren Öko-Mobilen nur so weit, wie die Kabeltrommel reicht.“

„Mal im Ernst, ihr Nichtraucher: Es reicht!“

„Mal im Ernst, ihr Nichtraucher: Es reicht!“, schimpfte er später mit jenen Gesundheitsbewussten, die sich ewig aufregen. Seinerseits forderte er „Quatscher- und Nichtquatscherabteile überall dort, wo Menschen unfreiwillig aufeinandertreffen.“ Den Niveaulimbo der Jugend monierte er und enthüllte erschreckende Umfrageergebnisse: Ein Großteil der Jugendlichen wolle aussehen wie Carl-Theodor zu Guttenberg, „unser Minister für Haargel, Seidenschlipse und Stromlinienförmigkeit. Da muss die altlinke Mama lange für stricken.“

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Von DerWesten

Zwischendurch gab er auch die Hannelore Schmidt von Loki und Smoki. „Die beste Kabarettistin, die wir haben“, lobte Veronika Kauz vom Kulturamt.

Auch ein drittes Mal hätte Schmickler den Club füllen können. Zur Zugabe lief er zu Höchstgeschwindigkeit auf mit seinem bekannten Gedicht „Ich & du & er & sie“. Er fand den richtigen Draht zum Publikum. Das schenkte ihm im Gegenzug lautes Lachen und zustimmendes Gemurmel: „So ist es“; „sa-gen-haft“. Einziger Kritikpunkt einer Besucherin: die Klappstühle, „die sind ja ‘ne Katastrophe.“