Heiligenhaus. .

Einen Schrank voll mit Schmuck und Geldbörsen – den hätte ein jeder wohl gern zu Hause stehen. Tatsächlich gibt es in Heiligenhaus einen solchen Schrank: Er steht im Rathaus. Und den Schlüssel dazu haben die Damen des Fundbüros.

„In diesem Jahr wurden bisher 74 Fundsachen bei uns abgegeben.“ Die hat Kerstin Plambeck vom Bürgerbüro natürlich nicht mal eben alle einzeln nachgezählt. Die Sachen werden bei der Abgabe elektronisch erfasst und dann eingelagert. „Aber nur für sechs Monate“, weiß Perihan Taseri, die sich als „Fundbeauftragte“ des Bürgerbüros um die Fundstücke kümmert. Ein halbes Jahr hat der „Verlierer“ Zeit, sein Eigentum wieder zurückzuholen. „Danach wird das Fundstück an den Club übergeben und auf dem Flohmarkt verkauft“, erklärt Perihan Taseri den Ablauf. Der Erlös komme dann dem Club zu Gute. Aber es gibt auch noch eine zweite Möglichkeit: „Der Finder kann auch Anspruch auf die Fundsache erheben.“ Doch erst, wenn sich niemand meldet, um den Gegenstand abzuholen, wird er nach sechs Monaten dem Finder übergeben.

Und was passiert, wenn jemand noch schnell ein Geburtstagsgeschenk für seine Mutter braucht und auf die Idee kommt, sich einfach etwas aus dem Fundbüro auszusuchen? Sagen, dass man eine Kette verloren hat, kann ja schließlich jeder. „Natürlich bekommen die Leute bei uns die Sachen nicht einfach so ausgehändigt“, erklärt Perihan Taseri. Die Person müsse vielmehr nachweisen können, dass diese Fundsache auch wirklich ihr gehört. „Derjenige muss die Sache beschrieben können. Er muss auch angeben können, wann und wo er den Gegenstand verloren hat“, ergänzt Kerstin Plambeck. Ratsam sei es deswegen auch, von Wertgegenständen wie Schmuck ein Foto zu machen, erklärt die Expertin. Bei jedem Fund wird übrigens gecheckt, ob der Gegenstand nicht vielleicht aus einem Diebstahl stammt.

Das kurioseste Fundstück war ein Gebiss

Doch nicht nur Schmuck lagert in dem Schrank des Fundbüros. „Wir hatten auch schon ziemlich kuriose Sachen hier“, erinnert sich Kerstin Plambeck. So habe mal jemand ein Gebiss abgegeben, dass er im Wald gefunden hatte. „Es ist dann auch tatsächlich jemand gekommen, um es abzuholen“, erinnert sich Kerstin Plambeck. „Die Person hat es ausprobiert, aber es passte nicht. . .“

Perihan Taseri hatte einen weniger skurrilen, dafür einen beeindruckend ehrlichen Fall: „Eine Dame hat bei mir mal einen 50-Euro-Schein abgegeben, den sie auf der Straße gefunden hatte.“ Die Geschichte endete mit einem Happy End – zwar nicht für den „Verlierer“ aber für die Finderin: Nach sechs Monaten kam sie, um sich die ehrlich verdienten 50 Euro abzuholen.

Beim Heiligenhauser Fundbüro werden aber nicht nur Sachen abgegeben, die in den Fundsachenschrank passen. „Wir bekommen auch viele Fahrräder“, sagt die Fundbeauftragte, „und die werden komischerweise nur sehr selten abgeholt.“ Fahrräder seien im Übrigen die größten Gegenstände, die abgegeben werden. Größer sind manchmal nur die Dinge, die zu den Schlüsseln gehören, die im Bürgerbüro in einem Kasten hinter Plexiglas liegen: Schlüssel, die zu Haus- oder Autotüren gehören, zu Briefkästen oder Gartentoren. „Manchmal bin ich wirklich überrascht, dass die Leute diese Schlüssel nicht vermissen“, so Perihan Taseri. Die Schließwerkzeuge landen natürlich nicht auf dem Club-Flohmarkt. Ihr Schicksal ist ein anderes: „Sie werden nach den sechs Monaten schließlich vernichtet.“