Heiligenhaus. .
Legenden gibt’s überall – auch im Ruhrgebiet. Der Sagen-Experte Dirk Sondermann erzählte jetzt kuriose Geschichten im Lesecafé der Stadtbücherei und machte deutlich: Auch in Niederberg wimmelt es nur so von sagenhaften Geschichten.
Sagen kennt jeder. Aus Hameln oder Xanten. Aber hier nahe des Ruhrgebiets? Der Metropole, die für Industrie und Gewerbe bekannt ist? Und ob – Sagen aus der Umgebung gibt es sogar reichlich: Das bewies Dirk Sondermann am Donnerstag im Lesecafé der Stadtbücherei.
„Alle kennen den Rattenfänger von Hameln, die Nibelungen-Sage oder auch die Geschichte von Rübezahl“, sagt Dirk Sondermann nickend, „und eines haben all diese Geschichten gemeinsam: Sie spielen weit weg von hier.“ Dass es aber auch im Ruhrgebiet und seiner Umgebung etliche althergebrachte Geschichten gibt, machte der Hattinger Sagenforscher an vielen Beispielen deutlich. Eigentlich gar nicht verwunderlich. Denn Schlösser und Burgen findet man in der Umgebung zu genüge „und gerade in deren Gemäuern liegen sagenhafte Geschichten verborgen“, so Sondermann. So gab der 49-Jährige im Lesecafé die Geschichte vom Raubritter Jost zum Besten, der vor gut 300 Jahren auf der Hattinger Burg Blankenstein die Landherren und Bauern zur Weißglut trieb. Immer wieder seine verärgerten Nachbarn überlistend, stürzte er sich schließlich in sein feuchtes Verderben – und ertrank in der Ruhr.
Vom kegelnden Zaubersohn hinters Licht geführt
Auch Sagen aus dem Nachbarort Kettwig hat Dirk Sondermann im Repertoire. Wie die Geschichte vom festgesetzten Fuhrmann, der von einem kegelnden Zauberersohn hinters Licht geführt wird. An der Gaststätte „Am Esel“ soll sich die Geschichte zugetragen haben, die auch vielen Heiligenhausern bekannt ist.
Und genau dieser örtliche Bezug ist es, der Dirk Sondermann selbst so fasziniert: „Ich finde es einfach spannend, weil wir mitten im sagenhaften Geschehen leben“, bestätigt der studierte Theologe, „dafür muss man nicht wegfahren.“ Schon als Junge entfachte in dem Hattinger die Leidenschaft für heimatliche Legenden. Nicht unbeteiligt daran war seine Großmutter, die ihm einst die Geschichte von einem Zwergenkönig erzählte, der Schloss Hardenstein in Witten-Herbede vor rund 600 Jahren mit einem Fluch belegt haben soll.
Als Jugendlicher besuchte Dirk Sondermann jene sagenumwobene Burg samt Oma, war schon damals von der unmittelbaren Nähe zur kuriosen Legende begeistert. „Wir können vor unserer Haustür auf Spurensuche gehen“, meint der gebürtige Bochumer. Sein persönliches Highlight dabei: „Es ist einfach unglaublich toll, wenn ich mal eine Geschichte zu Ohren bekomme, die noch niemand vor mir niedergeschrieben hat“, erklärt er.