Heiligenhaus. Vom Außenspiegel bis zum Türgriff: Warum das Heiligenhauser Unternehmen Krischer in vielen Autos weltweit zu finden ist.
Ein Auto, viele Einzelteile: Nicht nur unter der Motorhaube steckt dabei modernste Technik, Velberter und Heiligenhauser wissen, vieles darin und daran wird hier in der Schlüsselregion erfunden, hergestellt und produziert. Vom Türgriff über Technikleisten bis hin zu Außenspiegeln stammen die Formen oftmals von der Heiligenhauser Firma Krischer Stahlformenbau, die sich auf die Herstellung von Spritz- und Druckgussformen spezialisiert hat.
Die Produktplatte an Stahlformen, die Krischer produziert, ist wirklich groß, wie die Vitrine im Eingang zeigt. „Türinnenbetätigungen heißt der Oberbegriff“, erklärt Kerstin Ringel. Sei es das Gehäuse rund um den Türgriff, der Türgriff selber, die Leiste um die Fensterheber, der Außenspiegel, „wenn man ein neues Auto hat, kommen die Kollegen erstmal und schauen, was alles aus unserer Feder stammt“, berichtet Ringel. VW, Audi, BMW, viele große Namen haben bei Krischer schon Formen produzieren lassen.
Heiligenhauser Firma hat ihren Sitz in Hetterscheidt
In Hetterscheidt hat das Traditionsunternehmen schon seit Jahrzehnten seinen Sitz, erinnert sich Chef Klaus-Peter Ringel zurück, „begonnen hat es für Krischer Formbau aber an der Rheinlandstraße, wo nun Netto ist“. Der Velbert- Langenhorster hatte zuvor seine Lehre bei der Firma Niederdrenk absolviert und war danach bei der Firma Ostholt schon mit 22 Jahren Betriebsleiter geworden, „das war eine große Herausforderung, ich war junger Vater und die Älteren im Betrieb, teilweise meine Verwandten, haben mir gerne auch mal gesagt, was ich so alles falsch mache.“
Doch sein Job gefiel ihm, und scheinbar machte er ihn auch nicht schlecht: „Ich hatte gute Kontakte zur Firma Krischer, dann hat mich der Chef Horst Krischer auch dort hin geholt und ich wurde Betriebsleiter“, erinnert er sich zurück. Aus heitereren Himmel verstarb der Geschäftsführer plötzlich, „das war ein großer Schock“, sagt Ringel. Er überlegte nicht lange und übernahm den Betrieb, „die Firma hatte sich schon einen Namen gemacht, deswegen habe ich den Namen Krischer beibehalten.“
Ein Familienbetrieb durch und durch
Da war die Firma Krischer, die es seit 1975 gibt, schon nach Hetterscheidt gezogen, „wir waren das letzte Haus in der Dieselstraße, ganz unten, die 65“. Noch heute können sie auf das damalige Werk schauen, welches sie verkauft hatten, nachdem IMS sich erweitern wollte. Nun, an der Dieselstraße 39, haben sie seit 2014 ihre Heimat gefunden, und das auf 1500 Quadratmetern mit zehn Mitarbeitenden. Eine Zeit, in der es Klaus-Peter Ringel dann eigentlich schon etwas langsamer angehen wollte. „Wir waren immer ein Familienbetrieb“, berichtet Tochter Kerstin; schon mit 16 hat sie hier wöchentlich mit angepackt, „ich habe geputzt, meine Mutter die Buchhaltung gemacht und selbst die Oma kam noch mit über 80 Jahren und hat sich um den Garten gekümmert, das war für sie total wichtig und hat sie jung gehalten“, erinnert sie sich zurück.
Auch ihr Bruder Marco war im Betrieb aktiv, „er hat seine Ausbildung in einem anderen Unternehmen gemacht, kam dann wieder zurück. 1999 übernahm er die Firma“, berichtet Papa Klaus-Peter. Bedingt durch einen schweren Motorradunfall im Jahr 2007 („wir haben mehrfach in der Zeit um sein Leben bangen müssen), habe man fortan die Firma Krischer ‚als Familie weitergeführt. Ich werde aber auch nicht jünger, deswegen wäre es wünschenswert, wenn wir jemanden finden würden, der mit in den Betrieb einsteigt“, so Klaus-Peter Ringel, denn auch Tochter Kerstin Ringel ist voll berufstätig.
Mittlerweile produziert Krischer auch für den Bereich Medizin
Doch die Suche gestalte sich schwer, „wenn man von Nachfolgern spricht, sind die Kunden sofort verunsichert“. Dabei wolle Krischer weiter an seinen Stärken festhalten, „wir verfügen über ein jahrzehntelanges Knowhow im Bereich des Stahlformenbaus“, betont Kerstin Ringel. Vor Ort gibt es neben der Entwicklung auch direkt die Produktion, neben moderner Technik wird hier eben noch gefräst, gebohrt, geschliffen. Fünf Tonnen schwer war die schwerste Form, die Krischer produziert hat. „Und wir können auch Formen entwickeln, die in einem Guss auch Mehrebenen ermöglichen oder mit Hohlräumen“, erläutert Betriebsleiter Frank Brunen.
Der Qualitätsstandard der Firma ist seit Jahren DIN-zertifiziert, „das benötigt man auch, wenn man mit der Automobilbranche zusammenarbeitet“, erklärt Kerstin Ringel weiter. Wie viel Herzblut in den einzelnen Aufträgen steckt, Raffinesse und jahrelange praktische Erfahrung, betont Frank Brunen und zeigt, wie eine Form zunächst im 3D-Look am Rechner entsteht, bevor sie in Echt realisiert wird. „Wir müssen ja immer spiegelverkehrt denken, damit das Produkt richtig herum aus dieser Form herauskommt.“ Doch in der Pandemie habe man sich auch breiter aufgestellt, man entwickele nun auch Formen für medizinische Produkte. „Sich nur auf eine Branche zu konzentrieren war ein Fehler, aber den haben wir ja jetzt korrigiert“, blickt Klaus-Peter Ringel optimistisch in die Zukunft.
Wie es da weitergeht, interessiert auch den neuen Wirtschaftsförderer der Stadt Heiligenhaus, Henry Kreilmann: „Wenn wir helfen können, lassen Sie uns das gerne wissen. Wir wollen gerne künftig auch für mehr Vernetzung der hiesigen Unternehmer sorgen, sei es Orts- oder Produktbezogen.“