Heiligenhaus. Nach dem SEK-Einsatz in Heiligenhaus am Schopshofer Weg im Januar beginnt im September der Prozess. Das soll der 33-Jährige geplant haben.

Zur Festnahme eines 33 Jahre alten Mannes mussten Spezialkräfte der Polizei eingesetzt werden; die Feuerwehr rettete seine Nachbarn und löschte den Brand in deren Wohnung in einem Heiligenhauser Mehrfamilienhaus am Schopshofer Weg. Nach dem lebensgefährlichen Geschehen vom Januar 2023 muss sich der Angeklagte aus Heiligenhaus unter Anklage des Mordversuchs vor dem Landgericht Wuppertal verantworten. Er befindet sich in Untersuchungshaft; sein Prozess soll am 25. September 2023 beginnen, informierte das Gericht auf Anfrage unserer Zeitung.

Laut Ermittlungsergebnissen soll der 33-Jährige am Morgen des 27. Januar 2023 alkoholisiert im Treppenhaus seinem Nachbarn aufgelauert haben, einem damals 30 Jahre alten Familienvater. Er habe ein Luftgewehr unter einem Müllsack verborgen gehalten und damit eine Schuss-Serie auf sein Opfer abgegeben. Der Beschossene habe Treffer erlitten; ein Steckschuss sei in die Nähe der Niere gegangen. Stark blutend habe er sich in seine Wohnung gerettet. Seine Frau (damals 25) habe panisch die Tür zugeschlagen, um den Angreifer aufzuhalten.

Heiligenhauser soll geplant haben, die Familie zu töten

Laut Staatsanwaltschaft entschloss sich der Angeklagte zu diesem Zeitpunkt, die gesamte Familie mit der Frau und einem sieben Monate alten Kind zu töten. Er habe die Tür eingetreten und mit seinem Luftgewehr auf diese beiden Personen geschossen. Dann habe er aus seiner Wohnung einen Flambier-Brenner geholt, wie er in Küchen eingesetzt wird.

Rund um den Tatort waren etliche Einsatzkräfte im Einsatz im Gewerbegebiet Schopshofer Weg in Heiligenhaus.
Rund um den Tatort waren etliche Einsatzkräfte im Einsatz im Gewerbegebiet Schopshofer Weg in Heiligenhaus. © FFS | Ulrich Bangert

Damit habe er Türen und Gegenstände in der Wohnung der Familie in angezündet. Die Absicht soll gewesen sein, durch Flammen und Rauch zu töten.

Familie wurde über eine Drehleiter befreit

Die Frau rief Feuerwehr und Polizei. Die Familie wurde über eine Drehleiter aus der brennenden Wohnung befreit. Der Rettungsdienst brachte die Erwachsenen schwer verletzt in eine Klinik; das Kind blieb körperlich unversehrt. Den Angeklagten nahmen Beamte vor Ort fest.

Die Anklage geht davon aus, dass Auslöser für den Angriff ein nachbarschaftlicher Streit war. Es habe im Treppenhaus nach Cannabis-Rauch gerochen. Der Familienvater soll den Angeklagten darauf angesprochen haben: Er sorge sich wegen des Kleinkindes.

Auslöser war nachbarschaftlicher Streit, kein Rassismus

Das Gericht wertet nach vorläufiger Prüfung das Geschehen nochmals schärfer als die Staatsanwaltschaft: Schon bei dem heimtückischen Überfall mit dem versteckten Luftgewehr auf den Nachbarn komme ein Mordversuch in Frage. Dazu geht es um zweifachen, versuchten Totschlag – an der Frau und dem Kind – sowie um schwere Brandstiftung und versuchte Brandstiftung mit Todesfolge. Jede Einzelne dieser Taten wäre für sich genommen bereits ein Verbrechen.

Die Richterinnen und Richter müssen die Vorwürfe unabhängig aufklären und dabei von der Unschuld des 33-Jährigen ausgehen.

>>>Verhandlung

  • Erster Verhandlungstag soll Montag, 25. September 2023 sein – im Justizzentrum Wuppertal am Eiland.
  • In sozialen Netzwerken im Internet kursierten nach der Tat Gerüchte, der Angriff habe einen türkenfeindlichen Hintergrund gehabt.
  • Der türkische Botschafter besuchte den Tatort und suchte das verletzte Ehepaar im Krankenhaus auf.