Heiligenhaus. Über 100 Menschen kamen trotz des Unwetters am Donnerstag zum Flugplatz Meiersberg, um den Kinofilm zu sehen, der hier teilweise gedreht wurde.
André Saar schaute am Donnerstagabend nervös auf seine Wetter-App am Smartphone und auf den Himmel: „Wir hatten gehofft, das Gewitter zieht vorbei, aber dann kam es doch.“ Um die große Leinwand der Filmschauplätze NRW vor den Windböen aus Südwest zu schützen, ließ der Stadtmarketing-Koordinator das Windenfahrzeug des Segelflugplatzes und ein Löschfahrzeug der Feuerwehr davor aufstellen. Das half nicht: Die riesige, aufblasbare Projektionsfläche knickte wie ein Stück Papier ein. Das Kino-Ereignis auf dem Flugplatz Meiersberg wurde nicht abgesagt, sondern es wurde kurzerhand umgeschaltet: Aus dem Leinwandrahmen wurde die Luft raus gelassen, dafür bauten viele fleißige eine Halle zum Kino um.
Wo sonst die Transportanhänger für die zusammenklappbaren Segelflugzeuge parken, wurden die Sitzgelegenheiten geschaffen. Große, weiße Planen dienen nun als Leinwand, auf die der mobile Projektor nach Umpositionierung nun fokussiert wird. Anna Fantl von der Film- und Medienstiftung NRW ist begeistert: „So ist das in Heiligenhaus: Ist das Wetter schlecht, wird kurzerhand das Ganze nach drinnen verlegt.“ Sie dankte dem Veranstaltungstechniker Eero Sossinka, der bereits so manchen Filmspaß an verschiedenen Orten in Heiligenhaus, unter anderem auf der Autobahn, realisierte.
Filmstiftung dankt dem Heiligenhauser Stadtmarketing
Ebenso lobte Anna Fantl, dass ohne zu Zögern die Mitglieder des Sportflugs Niederberg und der Freiwilligen Feuerwehr anpackten. Ebenso hob sie die Verdienste von André Saar hervor: „Sie haben uns 2004 das erste Mal nach Heiligenhaus gelockt und kümmern sich rührend seit vielen Jahren. Es ist es Ort des Miteinanders.“ In den 25 Jahren, seitdem es dieses ungewöhnliche Angebot der Filmstiftung für das Freiluftkinos gibt, hat es die Filmförderin nur ein- oder zweimal erlebt, das so kurzfristig „umgeswitcht“ werden konnte. „Über hundert Leute sind gekommen, das ist unglaublich. Das ist ganz großes Kino“, schwärmte sie und kündigte den Vorfilm „Herman the German“ an.
Ein witziger Vorfilm über einen Bombenentschärfer, der das Gefühl der Angst nicht mehr abrufen kann und zur Therapie sämtliche Formen von Phobien durchleben muss. Anna Fantl macht auf die Bedeutung der Filmschauplätze aufmerksam: „Es gibt kaum noch Möglichkeiten, Kurzfilme zu zeigen.“ Danach flimmerte der Hauptfilm über die Leinwand: „Grüner wird’s nicht, sagte der Gärtner und flog davon.“ Ein Road-Movie in der Luft. Schorsch Kemptner, Gärtner in einer bayerischen Kleinstadt, ist Pleite, sein Kleinflugzeug soll gepfändet werden. Mit dem Doppeldecker fliegt er kurzerhand davon, kommt mit Glück zu Treibstoff und Geld, lernt eine neue Liebe kennen und söhnt sich am Ende mit seiner Familie aus, in dem jeder seine Wege geht.
Im Film ist dann der Flugplatz zu sehen
Die Hauptrolle stellt ein grantelnder Elmar Wepper dar, der im Laufe der Handlung immer sympathischer wird. Garniert wird das Ganze durch herrliche Luftaufnahmen von den Alpen bis zur Nordsee. In den teilweise sehr poetischen Filmsequenzen entdecken die aufmerksamen Zuschauer nicht nur die Braunkohleabbaugebiete in der Ville, sondern auch die Wülfrather Kalksteinbrüche und natürlich den Segelflugplatz Meiersberg.
Bei einer Führung übers Gelände erzählten die Vereinsmitglieder von den spannenden Drehdreharbeiten, die von der Öffentlichkeit abgeschirmt wurden. „Das Flugzeug wurde vor einer grünen Wand gestellt, damit später einiges hinzugefügt werden kann. Dazu wurde die Maschine auf ein Holzgestell positioniert und bewegt, damit es aussieht, als würde es fliegen“, erinnert sich Kevin Holota. Bei den Dreharbeiten vor fünf Jahren gab neben einem romantischen Lagerfeuer auf der Landebahn eine Regenszene. „Dafür schaffte die Heiligenhauser Feuerwehr das Wasser mit einer langen Leitung von der Meiersberger Straße heran“, so der frühere Segelflugreferent des Vereins.
Dicke Tropfen hämmern aufs Dach
Beim Filmschauplatz Meiersberg fiel der Regen unbestellt und natürlich vom Himmel. Dicke Tropfen hämmerten zeitweise so laut auf das Dach, dass der Ton kaum zu hören war. Schön war es trotzdem: Die Zuschauer dankten dem Team und allen Helfern mit kräftigem Applaus und übersahen dabei, dass der Flugplatz Meiersberg im Abspann dankend erwähnt wurde.
Hintergrund zu den Filmschauplätzen: Im Jahr 1991 initiierten Ministerpräsident Johannes Rau und WDR-Intendant Friedrich Nowottny als Gründungsgesellschafter die Film- und Medienstiftung NRW GmbH zur regionalen Filmförderung. Erklärtes Ziel war es, Nordrhein-Westfalen zu einem wichtigen Filmland in Europa zu machen. Dem Düsseldorfer Vorbild folgten später weitere Regionalförderungen in Deutschland und Europa.