Heiligenhaus. Der Autor und Journalist Peter Wensierski kommt gerne zurück nach Heiligenhaus. Die Stadt habe sich gemacht. Ganz besonders mag er das Paradies.

Wenn Peter Wensierski nach seinem Lieblingsort in Heiligenhaus gefragt wird, muss er nicht lange überlegen: „Das Paradies natürlich. Da geht einem das Herz auf, hier kann man die Seele baumeln lassen“, schwärmt der gebürtige Heiligenhauser und Wahl-Berliner für die Gegend rund um den Herberger Hof im Vogelsangbachtal. Den Bereich schätzt er seit seiner Kindheit.

Ländliche Idylle

Als er in der vergangenen Woche dort wieder vorbeischaut, saugt der Großstädter die ländliche Idylle trotz des trüben Novemberwetters förmlich in sich ein und genießt: „Hier ist nichts hässlich, es ist eine natürlich schöne Ecke. Die habe ich schon immer gern gemocht, so wie ich die überhaupt die hügelige, niederbergische Landschaft mit den kleinen Kotten liebe. Das lädt zum Wandern und Spazieren ein. Es ist wohltuend entspannend, von der Abtsküche bis zur Roßdelle zu gehen. Schön ist auch der Blick vom Isenbügeler Kopf, von dort sieht die Stadt ganz toll aus, vor allem auch nachts.“

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Anderer Blick auf die Stadt

Der bekannte Autor, Journalist und Dokumentarfilmer, der das Schicksal der Heimkinder in der Bundesrepublik bekannt machte und intensiv die Opposition in der DDR begleitet hatte, hat als Berliner einen anderen Blick auf Heiligenhaus: „Die Innenstadt hat sich gemacht, die Stadt gibt sich Mühe“, so seine Feststellung. Gelungen findet er die Kaffeerösterei am ehemaligen Heiligenhauser Bahnhof: „Das ist fast wie in Berlin.“

Vor kurzem hat Peter Wensierski über die Entstehung und das Leben in der Gerhart-Hauptmann-Straße in Heiligenhaus berichtet.
Vor kurzem hat Peter Wensierski über die Entstehung und das Leben in der Gerhart-Hauptmann-Straße in Heiligenhaus berichtet. © FUNKE Foto Services | Ulrich Bangert

Staudämme gebaut

Peter Wensierski ist an der Gerhart-Hauptmann-Straße aufgewachsen. Auf Einladung des Geschichtsvereins hat er kürzlich im Museum Abtsküche über die Entstehung und das Leben in der Siedlung gesprochen, wozu die Freizeitaktivitäten und Spiele der Kinder gehörten. Die fanden nicht nur in unmittelbaren Umgebung der Wohnhäuser statt. „Der Vogelsangbach bot sich an, um dort Staudämme zu bauen und Schiffe schwimmen zu lassen. Daneben sind wir durch die Wiesen bachaufwärts gewatet“, so der 67-Jährige, der sich gerne an seine Kindheit erinnert.

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Auf dem Fußballplatz

Wasser und alles was darin lebte, war für den Nachwuchs immer besonders interessant: „Molche fangen gehörte einfach dazu. Wir haben immer viel draußen gespielt und immer in Gruppen.“ Im Winter traf man sich schon mal in den kleinen Kinderzimmern. „Der eine oder andere hatte bereits eine Carrerabahn, mit der gemeinsam gespielt wurde.“ Fußball hatte bei den Jungens eine große Rolle. „Damals gab es neben den Fußballplatz an der Talburgstraße noch den an Jahnstraße, den 09-er und den 12-er Platz“, fällt es Peter Wensierski ein. Erst 1964 hatten sich der Sportverein 09 Heiligenhaus und der Spielverein 1912 Heiligenhaus zur Sport- und Spielvereinigung 09/12 Heiligenhaus vereinigt. Und wo trafen sich die Anhänger der Fußballclubs? „In völlig verräucherten Kneipen.“ Die gibt es inzwischen nicht mehr, aber das Paradies hat seinen Charme über all die Jahrzehnte bewahrt.

>>Zur Person

Peter Wensierski wurde 1954 in Heiligenhaus geboren, besuchte die zunächst die städtische Volksschule am Sportfeld und machte 1973 am Kettwiger Gymnasium Abitur.

Nach dem Studium von Publizistik, Politik und Geschichte in Berlin war er ab 1979 für den evangelischen Pressedienst als jüngster westlicher Reisekorrespondent in der DDR tätig. Von der Regierung des Arbeiter und Bauernstaats wurde er 1985 mit einem Arbeits- und Einreiseverbot belegt.

Ab 1986 war Peter Wensierski Redakteur bei dem ARD-Magazin „Kontraste“, 1993 wechselte er zur Deutschlandredaktion des „Spiegel“.