Heiligenhaus. Beim Festival „Viertelklang“ begeistern Musikerinnen und Musiker an sieben Spielorten. Auch einige sehr persönliche Songs kommen gut an.
„Sitzen Sie bequem?“ wollte Vladimir Burkhardt wissen, nachdem er einige Takte lang virtuos die Tasten seines elektronischen Klaviers bedient hatte. Ja, die Besucher, die zum Auftakt von „Viertelklang“ kamen, saßen ganz gemütlich im Veranstaltungssaal des Waldhotels. Viele kamen aus der Nachbarschaft und zogen gerne weiter in die Innenstadt, wo es teilweise nicht so gemütlich war. Damit trotz der bei der Planung noch restriktiveren Corona-Auflagen mehr Menschen an dem Musikfestival teilhaben konnten, fanden zwei Konzerte unter freien Himmel statt. Und pünktlich zu Beginn begann es dann auch zu regnen.
Mit Lied die Großmutter geehrt
Obwohl der Wind heftig an den Zeltplanen vor dem „Kaffee Klatsch“ zerrte, heizte „Tukano“ zusätzlich zu den Heißgetränken mit temperamentvollen, südamerikanischen Rhythmen ein. Ruhige Töne schlug Madita Badura mit ihren selbst geschrieben Songs an und ließ dabei das Publikum an sehr persönlichen Gefühlen teilhaben: Die Velberterin mit Heiligenhauser Wurzeln musste vor wenigen Tagen ihre Großmutter am Werkerwald beerdigen, sehr emotional widmete sie ihr ein Lied. An der zweiten Open-Air-Location saß das Publikum gut geschützt vor dem Eingang des „Hotel Neues Pastorat“, allerdings hätte sich manche Zuhörer eine größere Nähe zu den Musikern gewünscht: „Ernst & Miro“ hatten sich und gut 20 Meter weiter in einem Zelt auf dem Parkplatz aufgebaut, trotz der Distanz kamen ihre Interpretationen von bekannten Songs von den Beatles über Simon an Garfunkel bis zu den Byrds gut an.
Die heilenden Songs des Dr. Mojo
„Hier riecht es lecker nach Schinken“, stellte Christel Prätorius fest, als sie in den neuen Räumlichkeiten von „Special Wines“ Platz genommen hatte. Zwischen Weinregalen und Kühltheke mit ausgesuchter Feinkost praktizierte „Dr. Mojo“ mit seiner One-Man-Band, deren Mischung aus Balladen, Folk und Blues eine gewisse heilende Wirkung nachgesagt wird. Nachdem Jürgen Heigl am Anfang die Besucher vermisst hatte, kam später so richtig Stimmung auf, angefacht durch die gute gemachte Performance von „Fiesta Poets“, später fortgeführt durch „jazz@online“.
Mystische Klänge in der Kirche
Wie es sich für eine Tanzschule gehört, war das Publikum ordentlich in Bewegung. Thomas Karrenberg, Sprecher des Stadtmarketing-Arbeitskreises Gastronomie, meinte strahlend: „Ich bin sehr zufrieden mit dem Zuspruch.“ In seiner „Kniffte“ gab es nach den stimmgewaltigen Duo „Barth Roemer“ musikalische Beobachtungen aus dem Alltag, witzig-heiter vorgetragen durch Nicolas Evertsbusch. „Diese Kirche ist wie für Musik gemacht“, findet Pfarrer Nicolae Nuszer. Nach klassischer Orgelmusik von Christoph Zirener erfüllten Daniel Bark am Klavier und Marvin Dillmann mit seinem exotischen Didgeridoo den „Dom“ mit mystischen Klängen. Ein rundum gelungener Abend, der Freude machte.