Heiligenhaus. Nicht schön, nicht zeitgemäß und zu viel Beton: Die neue Campusallee in Heiligenhaus stößt auf wenig Gegenliebe – zumindest bei den Grünen.

Der nächste Ausschuss für Stadtentwicklung, Klima und Umweltschutz steht vor der Tür, am kommenden Dienstag, 8. Juni, tagen die Fraktionen ab 18 Uhr in der Aula am Kant-Gymnasium. Die Fraktion der Grünen bringt gleich vier Anträge in die Sitzung ein – unter anderem wollen sie eine klimafreundliche Umgestaltung der gerade erst eröffneten Campusallee erreichen.

„Ein breiter Streifen grauen Betonpflasters zieht sich von der Hochschule bis zur Westfalenstraße“, heißt es im Antrag, der Fraktionsvorsitzende Kai-Arnd Doth sagt dazu: „Hier sind viele Betonsteine und wenig Grün, uns gefällt die Campusallee so nicht. Die Grünen möchten hier umgestalten, um mehr Aufenthaltsqualität zu gewinnen und auch etwas für die Umwelt zu tun.“

Mehr, Grün, mehr Schatten und mehr für Insekten

Bei der Planung in der letzten Legislaturperiode – über die Allee entschieden wurde 2017 – sei wohl ein urbaner, moderner Stil ins Auge gefasst worden, „der nicht unbedingt nach Heiligenhaus passt und überholt ist. Hier wird nicht auf den Klimaschutz geachtet, im Sommer staut sich die Hitze, es gibt nur ein paar Bäume und sonst kein Grün.“ Wünschen würden sich die Grünen zum Beispiel „eine Hainbuchenhecke, insektenfreundliche Stauden oder auch eine Pergola“, so Doth. „Mit der Pergola würde zudem noch für Schatten gesorgt, das Grün käme in die Höhe. Im Sommer sind die Sitzplätze tagsüber sonst kaum nutzbar.“

Die Campusallee ist kürzlich erst eröffnet worden. Doch viele Heiligenhauser äußerten bereits Kritik: sie sei zu ungrün, finden auch die Grünen und fordern eine Umgestaltung. Die Allee führt vom Panoramaradweg aus hoch zum Hotel Neues Pastorat am Campus vorbei.
Die Campusallee ist kürzlich erst eröffnet worden. Doch viele Heiligenhauser äußerten bereits Kritik: sie sei zu ungrün, finden auch die Grünen und fordern eine Umgestaltung. Die Allee führt vom Panoramaradweg aus hoch zum Hotel Neues Pastorat am Campus vorbei. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Außerdem könne auch das Anlegen eines Wasserplatzes sinnvoll sein. Bei einem Treffen mit dem Technischen Beigeordneten Andreas Sauerwein habe sich ergeben, dass für die Umgestaltung wohl auch Fördermittel akquiriert werden können, so dass die finanzielle Belastung für den Haushalt gering bliebe.

Nur eine Mahd pro Jahr

Eine Neuerung wünschen sich die Grünen auch beim Umgang mit den städtischen Grünflächen: Die Mahd dieser Flächen soll auf ein Minimum beschränkt werden. „Eine Mahd im Jahr sollte reichen und die sollte wenn möglich erst im Spätsommer, im September sein, also nach der Blühzeit“, erklärt Kai-Arnd Doth. „Eine Ausnahme kann natürlich dort gemacht werden, wo es im Straßenbereich für den Verkehr wichtig ist.“ Die Biodiversität könne so gefördert werden, der Tod vieler Insekten beziehungsweise deren Brut durch das Mähen werde verhindert. „Kleine Grüninseln führen außerdem zur Verbindung auseinanderliegender Ökosysteme“ heißt es dazu auch im Antragstext.

Grünflächen sollen nicht mehr als einmal im Jahr gemäht werden – auch das fordern die Grünen im zuständigen Ausschuss.
Grünflächen sollen nicht mehr als einmal im Jahr gemäht werden – auch das fordern die Grünen im zuständigen Ausschuss. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Ein weiteres Anliegen der Grünen ist es, dass die Verwaltung ein Konzept für Baumersatzpflanzungen erstellt, in dem unter anderem die Biomasse des entnommenen Baumes berücksichtigt werden soll. „Wenn ein großer Baum entnommen werden muss, wie zum Beispiel der auf dem Schulhof der Grundschule Schulstraße, dann reicht es nicht, ersatzweise zwei sehr kleine Bäume zu pflanzen, die nicht annähernd die gleiche Biomasse haben“, so Doth. „Wir wollen adäquaten Ersatz. Das kostet dann auch Geld, das ist klar.“ Da anderenfalls aber Biomasse und damit gebundenes CO2 abnehmen würden, führe die bisher praktizierte Regelung auf Dauer zu einer Abnahme der Luftqualität. Wichtig sei auch, darauf zu achten dass klimaresistente Baumarten für die Ersatzpflanzungen ausgewählt würden.

Vier Anträge im Ausschuss

Der vierte Antrag der Grünen für den kommenden Ausschuss beschäftigt sich mit Flächenrecycling bei neuen Bauvorhaben.

Um Flächenfraß zu stoppen, sei es wichtig, wo immer möglich Brachland und leerstehende Industriegebäude für Neubauvorhaben zu Recyceln, ehe grüne Wiesen und landwirtschaftliche Nutzflächen zubetoniert würden. Der Verlust landwirtschaftlicher Nutzflächen durch Bebauung sei nicht wieder rückgängig zu machen.

Der Ausschuss findet am kommenden Dienstag, 8. Juni, um 18 Uhr in der Kant-Aula (Herzogstr. 75) statt. Zuschauer sind willkommen, müssen sich jedoch an die geltenden Hygieneregeln halten und sich in eine Liste eintragen.